Flugsommer 2025: Stornierungen stabilisieren sich – Pünktlichkeit weiterhin auf Talfahrt

– Europaweit weniger Stornierungen, aber viele Verspätungen
– In Deutschland fast jeder dritte Abflug verspätet
– Air France und KLM mit Spitzenreiter bei Stornierungen, Ryanair und EasyJet bei Verspätungen.

Der Flugsommer 2025 zeigt ein geteiltes Bild für Reisende: Einerseits gingen die Stornierungen im Vergleich zum Vorjahr zurück, eine positive Entwicklung für Passagiere, die ihre Reisepläne diesmal seltener kurzfristig aufgeben mussten. Andererseits blieben die Verspätungen auf einem konstant hohen Niveau, sodass viele Fluggäste am Gate und auf den Rollbahnen oftmals Geduld beweisen mussten. Welche Airlines konnten Stabilität zeigen, welche fielen mit hohen Verspätungsquoten auf, und welche Folgen hatte das für Millionen Reisende in Deutschland? Feyza Türkön, Fluggastrechtsexpertin bei Flightright ordnet ein, wer die Gewinner und Verlierer des Flugsommers sind. (DOWNLOAD GRAFIKEN (https://we.tl/t-UH9nLTumMb))

„Der Sommer 2025 hat einmal mehr gezeigt: Verspätungen sind für Reisende inzwischen traurige Normalität geworden. Trotz rückläufiger Stornierungen blieben die Verspätungszahlen auf einem hohen Niveau, an manchen Flughäfen haben sie sich sogar weiter verschlechtert. Für viele Passagiere bedeutete das: Urlaubsstart- oder Ende mit stundenlangem Warten. Wer von solchen Verzögerungen betroffen war, sollte seine Ansprüche unbedingt prüfen“, sagt Türkön.

Deutsche Airports: Jeder dritte Flug startet verspätet

An den europäischen Flughäfen hat sich die Situation im Sommer 2025 unterschiedlich entwickelt. Bei den Stornierungen ist eine positive Tendenz erkennbar: Im Vergleich zum Vorjahr mussten Reisende seltener mit kurzfristig gestrichenen Flügen rechnen. Auf den ersten beiden Plätzen mit der höchsten Stornierungsquote landeten mit dem Flughafen Paris Charles de Gaulle (1,48 %) und Amsterdam (1,37 %) zwei europäische Drehkreuze. Auf dem dritten Platz landete mit London Heathrow mit 0,99 Prozent ein weiterer Großflughafen. Deutschlands Flughäfen haben sich im Vorjahresvergleich stark verbessert. Bezogen auf die gestrichenen Flüge schnitt der Flughafen Berlin-Brandenburg mit 0,91 % am schlechtesten ab und belegt damit Platz vier in Europa. Im Vergleich zum Vorjahr weist der BER allerdings eine deutliche Verbesserung hinsichtlich der Stornierungsquote auf – 2024 lag diese noch bei 3,01%, was im Flugsommer des vergangenen Jahres die höchste Quote in Europa war. Die anderen großen Flughäfen Frankfurt und München landeten auf dem zehnten und elften Platz. Anders als beim Rückgang an gestrichenen Flügen, verhält es sich bei den Verspätungen: hier bleibt das Niveau hoch, auch wenn die Wartezeit an deutschen Flughäfen zumindest leicht zurückging. An den vier größten Airports in Deutschland starteten im Sommer 2025 immer noch 29,2 % der Flüge mit mindestens 15 Minuten Verspätung (Sommer 2024: 32,9 %). Damit bleibt Pünktlichkeit europaweit das größte Ärgernis für Fluggäste. Die höchste Verspätungsrate hat der Flughafen Lissabon (48,44 %), gefolgt von Athen (44,98 %) und Manchester (42,86 %). Türkön: „Die Entwicklung an Europas Flughäfen verdeutlicht: Stornierungen konnten im Sommer 2025 reduziert werden, doch die Verspätungsquoten bleiben auf hohem Niveau. Mit knapp 30 Prozent verspäteten Abflügen an den größten deutschen Airports und Spitzenwerten von über 45 Prozent in Städten wie Lissabon, Athen oder Manchester ist klar, dass die Pünktlichkeit im europäischen Luftverkehr weiter das zentrale Problem darstellt.“

Länderbilanz: Deutliche Unterschiede bei Ausfällen und Verspätungen in Europa

Der Ländervergleich verdeutlicht die großen Unterschiede im europäischen Flugverkehr: Besonders Finnland und Frankreich fielen im Sommer 2025 durch die höchsten Stornierungsquoten auf. Finnland erreichte mit 1,87 % den Spitzenwert, dicht gefolgt von Frankreich mit 1,24 %. Ausschlaggebend für die hohen Werte in beiden Ländern waren insbesondere wiederholte Streiks, die zahlreiche Flugpläne durcheinanderbrachten. Neben Stornierungen belasteten diese Arbeitskämpfe auch die Pünktlichkeit erheblich: Knapp 35 % der Flüge starteten in Frankreich verspätet. Deutschland lag mit einer Stornierungsquote von 0,61 % im europäischen Mittelfeld, allerdings bleibt auch hier die Pünktlichkeit ein Problem, knapp 29 % aller Abflüge verzögerten sich um mindestens 15 Minuten. Im Gegensatz dazu präsentierten sich die skandinavischen Länder Norwegen, Schweden und Dänemark als positive Beispiele: Mit besonders niedrigen Quoten sowohl bei Stornierungen als auch bei Verspätungen gehörten sie zu den stabilsten Märkten im europäischen Vergleich und ermöglichten Reisenden insgesamt verlässlichere Reisebedingungen. „Die Daten machen deutlich: Vor allem Finnland und Frankreich hatten im Sommer 2025 mit massiven Problemen zu kämpfen. Wiederholte Streiks führten dort nicht nur zu überdurchschnittlich vielen Flugausfällen, sondern auch zu erheblichen Verspätungen. Deutschland konnte seine Stornierungsquote im Vergleich zum Vorjahr zwar verbessern und liegt nun im Mittelfeld, allerdings bleibt die hohe Zahl verspäteter Flüge eine Herausforderung für Reisende“, so Türkön weiter.

Billigflieger mit massiven Verspätungen, KLM und Air France bei Stornierungen vorne

Auch bei den Airlines offenbaren sich im Sommer 2025 deutliche Unterschiede. Besonders stark betroffen waren Air France mit einer Stornierungsquote von 1,99 Prozent und KLM mit 1,90 Prozent. EasyJet folgt mit 1,27 Prozent ebenfalls in der Spitzengruppe der Airlines mit den meisten Ausfällen. Ryanair dagegen verzeichnete mit nur 0,25 Prozent eine der niedrigsten Stornierungsquoten, fiel jedoch wie EasyJet durch extrem hohe Verspätungsraten auf, bei beiden Airlines hob nahezu jeder zweite Flug verspätet ab. Die Lufthansa lag mit 0,83 Prozent Stornierungen im europäischen Mittelfeld, doch auch hier blieb die Pünktlichkeit ein großes Problem: Mehr als jeder vierte Flug (26 Prozent) startete verspätet. „Die größten Probleme bereiteten im Sommer 2025 nicht nur die vielen Stornierungen bei Air France und KLM, sondern vor allem die massiven Verspätungen der Billigairlines. Bei EasyJet und Ryanair hob nahezu jeder zweite Flug verspätet ab, was für Reisende aufgrund fehlender Planungssicherheit schwierig ist. Lufthansa konnte zwar viele Ausfälle vermeiden und liegt mit knapp einem Prozent Stornierungen im Mittelfeld, doch auch hier bleibt die Pünktlichkeit ein großes Problem: Jeder vierte Flug kam verspätet ans Ziel“, sagt Türkön abschließend.

Stornierungen im Rückgang – doch Verspätungen und Chaos belasten weiter Millionen Passagiere

Auch, wenn die rückläufigen Stornierungszahlen in Europa ein positives Signal sind, muss gesagt werden, dass noch immer Millionen Reisende in Europa von langen Wartezeiten, verpassten Anschlussflügen und anderen Unannehmlichkeiten betroffen sind. Angesichts der weiterhin bestehenden Probleme von Flugreisenden, wird deutlich, warum die geplante Absenkung der Fluggastrechte, die derzeit auf EU-Ebene diskutiert wird, besonders problematisch wäre. Mit der Revision würden die Entschädigungsschwellen von aktuell drei auf vier bis sechs Stunden steigen: d.h. mindestens 60 % der heutigen Entschädigungsansprüche würden ersatzlos wegfallen. Hinzu kämen laut Revisionsvorschlag des EU-Rates und der EU-Kommission eine erweiterte Definition außergewöhnlicher Umstände sowie eine Verkürzung der Frist zur Geltendmachung auf sechs Monate. Das wäre ein massiver Rückschritt im Verbraucherschutz. Die Botschaft ist dabei klar: Wirtschaftliche Interessen stehen in Europa offenbar höher im Kurs als die Rechte der Reisenden. Die Argumentation der Airlines, höhere Hürden führten zu pünktlicheren Flügen, ist dabei genauso absurd wie zu behaupten, weniger Tempolimits machten Straßen sicherer. Fakt ist: Es geht ums Geld. Bei Kosten von rund einem bis drei Euro pro Ticket und Rekordgewinnen wie zuletzt bei der Lufthansa zeigt sich deutlich, dass die Margen der Airlines über dem Schutz der Passagiere stehen – es sei denn, das Europäische Parlament stellt sich in den im September anstehenden Trilogverhandlungen entschieden dagegen und wehrt sich gegen eine Aushöhlung der Verbraucherrechte.

Viele Fluggesellschaften zahlen Entschädigungen nur schleppend

In diesem Juli untersuchten wir mithilfe unseres Flightright-Index (https://www.flightright.de/flightright-index-2024), wie schnell die einzelnen Fluggesellschaften fällige Entschädigungen aufgrund von Flugverspätungen und -stornierungen an Flightright zahlen. Je mehr Direktzahlungen und je schneller an Flightright gezahlt wurde, desto mehr Sterne bekamen die einzelnen Airlines. Die schlechteste Bewertung mit 2 Sternen bekamen Turkish Airlines, Vueling und Ryanair. Dahinter folgten neben vielen anderen Airlines auch Lufthansa, Condor, Austrian und British Airways mit 3 Sternen. Am besten schnitt die deutsche Fluggesellschaft Discover Airlines mit 5 Sternen ab.

Pressekontakt:

Lena Knoblauch
presse@flightright.de
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