Kunstraum Gewerbepark-Süd: Die Verführungskraft der Bilder

Ein Dialog zwischen der Fotokünstlerin Franziska Stünkel und der Kunsthistorikerin und Kuratorin Dr. Sandra Abend eröffnete vor rund 150 Kunstinteressierten die Ausstellung mit dem Titel „Werbebilder – Bilder, die verführen“ im Kunstraum Gewerbepark-Süd in Hilden.
In dem Gespräch erläuterte Sandra Abend ihr Ausstellungskonzept und verriet aufschlussreiche Details zur Vita der Künstlerin, die, wie man erfuhr, auch als Filmemacherin reüssiert. So wurde ihr Film „Nahschuss“ mit Lars Eidinger in der Hauptrolle hoch gelobt, mit Preisen ausgezeichnet und zu zahlreichen Filmfestivals eingeladen, wie zum Beispiel in Shanghai. Dort entstand auch eine von Stünkels Arbeiten aus der Serie „Coexist“, wie die Fotografin erläuterte.

Für diese Serie, aus der Werke im Kunstraum zu sehen sind, reist die Fotografin seit fünfzehn Jahren durch Asien, Afrika, Europa, Amerika und Australien auf der Suche nach natürlichen Reflexionen auf Schaufensterglas. „In der Spiegelung überlagern sich Momentaufnahmen und unterschiedlichste Facetten menschlichen Lebens, verdichten sich so zu einer Koexistenz“, betonte Franziska Stünkel. Sie führte fort: „Wir lassen uns von der Werbung oft etwas vorgaukeln.“ Dem setzt sie mit ihrer Arbeit die Vielfalt menschlichen Lebens entgegen.

„Die Fotografin Franziska Stünkel findet ihre Motive im öffentlichen Raum, es sind vielschichtige Werke, die Werbung im Urbanen genauso aufnehmen, wie das Leben mit all seinen Facetten“, hatte Sönke Eichner, der erste Beigeordnete der Stadt Hilden, in seinem Grußwort vorausgeschickt. Hans-Jürgen Braun, Inhaber des Kunstraums Gewerbepark-Süd, stellte in seiner Rede die Frage „Kunst und Werbung, wie passt das zusammen?“ und gab zur Antwort: „Kunst braucht Werbung.“ Und – das sei hinzugefügt – auch Sponsoren. Zudem erinnerte der Kunstliebhaber an die Gemeinschaftsausstellung Stünkel/Wiesinger im Jahr 2013 im Kunstraum.
Gezeigt werden in der jetzigen Ausstellung, die noch bis zum 9. November zu sehen ist, nicht nur Arbeiten von Franziska Stünkel, sondern auch von Andy Warhol, Thomas Schütte, Jörg Sasse und Thomas Demand als Leihgaben der Düsseldorfer Galerie Ludorff sowie Arbeiten von Mischa Kuball und Leihgaben von Hans-Michael Koetzle.

Spannend sind auch die Plakate des Düsseldorfer Malers und Grafikdesigners Walther Bergmann, dessen Plakate etwa für den Düsseldorfer Malkasten und das Opern- oder Schauspielhaus bis in die 1970er Jahre hinein im öffentlichen Raum zu sehen waren. Zahlreiche Skizzen eröffnen spannende Einblicke in seinen Werkprozess.

Musikalisch untermalt wurde die Vernissage von Erich Leininger am Saxophon und José Claudio Boutros an der Gitarre, die die Verführungskraft der Musik belegten und u.a. mit „Somewhere over the Rainbow“ in andere Welten entführten. Wünschen wir uns nicht alle, irgendwo über dem Regenbogen zu sein, wo unsere Träume wahr werden?

Begleitend zur Ausstellung findet am 10. und 11. Oktober 2025, jeweils um 10:30 Uhr, in Kooperation mit dem Kulturamt der Stadt Hilden und dem Kreis der Freunde des Instituts für Kunstgeschichte der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf im Kunstraum Gewerbepark-Süd eine Tagung mit versierten Referenten statt. So spricht Konzeptkünstler Mischa Kuball über »Trugbilder und andere Wahrheiten«, Hans Körner widmet sich unter dem Thema „Werbung und Ware als Kunst im Paris des 18. und 19. Jahrhunderts“ der Straßenkunst. Unter dem Titel »Der Führer war ein netter Onkel« beleuchtet der Fotograf und Publizist Michael Ebert die Macht der Propagandafotografie. Zu den weiteren Referenten gehören Heidi & Hans-Jürgen Koch, Franziska Stünkel und andere.

Eine weitere Veranstaltung des Rahmenprogramms:
Am 24. Oktober 2025, 18.00 Uhr, lädt der Kunstraum Gewerbepark-Süd zur moderierten Weinprobe mit der Weinexpertin Daniela Rothschuh zum Thema „Weine, die verführen“.

“Werbebilder – Bilder, die verführen”
Kunstraum Gewerbepark-Süd
Hofstraße 64
40723 Hilden
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag: 14.00 bis 18.00 Uhr
Samstag, Sonn- und Feiertag: 11.00 bis 16.00 Uhr
Die Ausstellung läuft bis zum 9. November 2025. Der Eintritt ist frei.

Der Kunstraum Gewerbepark-Süd
Seit 1997 engagieren sich die Eigentümer des Gewerbeparks im Hildener Süden gemeinsam mit der Stadt Hilden für die Durchführung von Kunst- und Kulturveranstaltungen. Viermal im Jahr zeigen das Kulturamt und der Kunstraum Gewerbepark-Süd vier große Ausstellungen mit Arbeiten von größtenteils international renommierten Künstlerinnen und Künstlern. So waren hier bereits Werke von Hans-Peter Feldmann, Jörg Immendorf, Markus Lüpertz, Heinz Mack, Joseph Beuys, oder Karl Otto Goetz zu sehen.

Der Kunstraum Gewerbepark-Süd gehört zum Ensemble der 1904 gegründeten Industrieanlage einer Schirmfurniturenfabrik. Auf dem historischen Gelände wurde einst der weltbekannte „Boy“-Taschenschirm hergestellt. 1990 wurde der Industriebetrieb zu einem Gewerbepark mit mehr als 23.000 m² Büro- und Gewerbefläche umgestaltet. Auch heute befindet sich der Betrieb – als einer der ältesten in Hilden – immer noch in Familienbesitz – mittlerweile in vierter und fünfter Generation.

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