Neue OZ: Kultur-Kommentar

Treibstoff Vision

Von Gelsenkirchen bis an das Mittelmeer ist es ein weiter Weg, von
„Ruhr 2010“ bis „Marseille 2013“ hingegen gerade mal ein
Katzensprung. Denn die Südfranzosen schließen nahtlos dort an, wo die
Menschen an der Ruhr am Ende ihres Jahres als Kulturhauptstadt
Europas angekommen waren. In Marseille soll wirken, was schon in
Essen zumindest kleine Wunder gewirkt hat – eine Kulturvision.

Die eigentliche Großbaustelle bleibt damit unsichtbar. Sie
betrifft das Selbstbild einer maroden Metropole, die sich ihrer
Möglichkeiten vergewissern will, um die eigene Zukunft gestalten zu
können. Geld, Infrastruktur, Neubauten: All dies verändert aber
nichts, wenn es keine Idee gibt, die den vielen Aktivitäten
Inspiration und Richtung verleiht.

Kultur liefert also den wichtigsten Treibstoff der Veränderung:
imaginative Kraft. Und sie liefert das wichtigste Werkzeug:
Selbstvertrauen, das sich aus dem Wissen um die eigene Geschichte
speist. Dieses Wissen ist auch der beste Garant dafür, sich nicht an
der falschen Vision zu verheben – etwa an der Marseilles, ein zweites
Barcelona werden zu wollen.

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