Neue OZ: Kommentar zu Denkmäler / Kirchen

Leicht verderbliche Ware

Für Touristikverbände sind Kulturschätze Gold wert. Eine wuchtige
romanische Burg, eine verspielte Barockkirche, ein kühner
Museumsneubau: Das lenkt Besucherströme in die Stadt und
gegebenenfalls auch aufs platte Land. Die Besucher bringen Geld mit:
für den Besuch der Kunstschätze, für den anschließenden Kaffee, für
den Einkauf im Souvenirladen. Der Celler Bürgermeister weiß schon,
warum er fordert, die Schlosskapelle wieder zu öffnen: So lässt sich
das Renaissance-Juwel noch zusätzlich versilbern. Wie es aussieht,
stören die Denkmalschützer die Träume vom leicht verdienten Geld: Sie
fürchten um die Kunst. Sie ist nämlich ein leicht verderbliches Gut.
Ohnehin werden Kunstschätze mitunter erstaunlichen Belastungsproben
ausgesetzt. So bedeuten Blockbuster-Schauen nicht nur einen warmen
Geldregen in die Museumskassen und Kunstgenuss für ein riesiges
Publikum. Die Kunstwerke setzt der Publikumsansturm unter extremen
Stress, vom Transport gar nicht zu reden. Die Verantwortlichen in
Celle gehen behutsamer zu Werke, und das ist auch gut so. Andernfalls
könnte der Denkmalschutz Feierlichkeiten zum Jubiläum der Reformation
empfindlich stören.

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Neue Osnabrücker Zeitung
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