Diese eigens für die Ausstellung „Aus dem Bleistiftgebiet“ angefertigten Zeichnungen sind gemeinsam mit 40 weiteren Eindrücken von der Berliner Charité, von Künstlerateliers und von der Flick-Collection in der Präsentation der Galerie der Kreissparkasse Echterdingen bis 28. April 2014 zu sehen. Wer seine Stadt kennt, wird die Winkel, Ecken, Fassaden und Innenräume leicht identifizieren. Der schlanke Turm der Stephanuskirche hat neben dem Maibaum eine herausragende Position, Zwerge mit Zipfelmütze beherrschen die Vorgartenidylle, von einem Banner winkt ein Willkommensgruß und eine halbe Stunde gebührenfreies Parken in der Zehntscheuer und dann natürlich die auffallende Architektur der Kreissparkasse samt ihrem spannenden Innenleben: gestapelte Stühle, Schreibtische, Kundenbeine, die bemerkenswerte Galerie und das gewaltige Tor zum Herzen der Bank, zum Tresorraum.
Seit mehr als zehn Jahren werden in der Filiale in Echterdingen Werke von Künstlern ausgestellt, die Einblick in besondere Welten geben können, bemerkte Regionalbereichsleiter Peter Heckl in seiner Begrüßungsrede im Rahmen der Ausstellungseröffnung. Und genau das macht der Zeichner Beckmann, indem er präzise abstrahiert. Er verzichtet auf Schraffuren und Schattierungen, bis die blanke Linie übrig bleibt. „Die Welt in einem Strich“, so Kurator Dr. Tobias Wall, der in das Werk des Künstlers einführte.
Nie sieht man laut Kurator auf einem Blatt Radier- oder Korrekturspuren. „Alles wirkt wie aus einem Guss, in einem Zug hingeworfen.“ Manchmal zeichnet Matthias Beckmann Einzelheiten, dann wieder lässt er Bereiche völlig frei. Der Gegenstand selbst sei ihm unwichtig, behauptet der Künstler. Sein Jagdinstinkt führt ihn an spannende Orte. Doch von Details lässt er sich nicht beeindrucken. Im Moment des Zeichnens sei ihm alles gleich bedeutend. „Sein Thema sind die komplexen Strukturen und abstrakten Muster der wahrgenommenen Wirklichkeit“, so Wall.
Um die Poesie einer Gesamtsituation zu erfassen, hält der Künstler Distanz. So auch in Echterdingen. Mit den Bewohnern hatte er kaum Kontakt. „Lediglich ein paar polnische Bauarbeiter und die schnatternden Schulkinder im Heimatmuseum schauten ihm über die Schulter.“
Ein „ausgeprägter Augenmensch, ein unbedingter Gucker“ sei Beckmann, der sich bereits in der Kunstakademie aufs Zeichnen konzentrierte; zuerst in Düsseldorf bei Professor Franz Eggenschwiler und dann in Stuttgart in der Klasse von Rudolf Schoofs. „Das Vergnügen am Sehen“ ist, laut Tobias Wall, der Motor, der den Künstler antreibt, seine sinnlichen Eindrücke zeichnerisch festzuhalten.
Die Ausstellung ist zu den üblichen Öffnungszeiten der Kreissparkasse in Echterdingen zu sehen. Während der Ausstellungsdauer werden in der Kundenhalle im ständigen Wechsel drei Zeichentrickfilme des Künstlers gezeigt.