Trotz persönlicher Einladungen der AVA an maßgebende Politiker der Bundesregierung und auch der EU, sah sich keiner der Politiker in der Pflicht, einmal mit Nutztierärztinnen und Nutztierärzten die tierschutz-, tierwohl- und verbrauchergerechte Betreuung und Versorgung unserer Nutztiere mit all ihren Problemen und Schwierigkeiten zu diskutieren. Dies ist ganz besonders zu bedauern, denn die Tierärzteschaft ist dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet. Auf der 22. AVA-Haupttagung hätten zuständige Politiker die Chance gehabt, mit den bestandsbetreuenden Tierärzt*innen, meist aus großen und modernen Tierarztpraxen, wichtige Informationen und Anregungen aus der tierärztlichen Praxis zu erhalten, miteinander zu diskutieren und sich in der Sache fachlich auszutauschen. Nur mit Antibiotikaverboten und Gesetzen, die in einer Vielzahl fern jeder auf tierwohlbedachten Tiergesundheitsbetreuung auf den landwirtschaftlichen Betrieben mehr oder weniger zu Tierleid führen können, ist es eben nicht getan. Mehrere juristische Beträge im Programm der AVA-Tagung, auf Tiermedizin spezialisierter Fachanwälte, wiesen auf mögliche Schwierigkeiten gesetzeskonformer tierärztlicher Behandlungen hin, die zur Folge haben können, dass Tierleid zunimmt und Tierwohlstandards „gesetzlich verordnet“ missachtet werden müssen. „Wer heilt hat Recht“, so wie es aus manchen medizinischen Kreisen zu hören ist, darf niemals Grundlage tierärztlichen Handelns sein und ist es auch nicht, denn Verbraucherschutz und zu vermeidende Resistenzbildungen sind in der Tierärzteschaft heute selbstverständlich. Aber leider hatten Politiker nicht das Interesse, sich mit praktischen Tierärztinnen und Tierärzten der Nutztiermedizin zu „unterhalten“ und auszutauschen, was auf der AVA-Tagung von allen Teilnehmern sehr bedauert wurde.
In einer Vielzahl von Beiträgen der Referenten*innen aus Wissenschaft, Tiermedizin und Landwirtschaft, aber auch von praktizierenden Tierärzten, diskutierten die Tagungsteilnehmer intensiv und ausgiebig über verbesserte und optimierbarere Möglichkeiten moderner Nutztiermedizin.
Auch die ausstellende tiermedizinische und landwirtschaftliche Industrie war sehr angetan von der Fortbildung. Sie konnte in vielen Gesprächen mit den Tierärztinnen und Tierärzten neue Entwicklungen in Tierernährung und Tiermedizin diskutieren.
Das Tagungshotel AQUALUX in Bad Salzschlirf bot den nötigen Rahmen für die Tierärztetagung. Besonders beim „After-Work-Treff“ bot sich die Gelegenheit bei gutem Essen und Trinken die knapp drei Jahre „Tagungsabstinenz“ aufzuholen: Tolle Gespräche unter den Tierärzt*innen, mit den Referent*innen und der Industrie bei gutem Essen und Trinken. „Es wurde Zeit, dass wir uns wieder treffen konnten“, so die Aussagen vieler Tierärzte.
Eine sehr gelungene Tagung, (auch ohne die zuständige Politik, die wohl die wichtige Aufgabe der Nutztiermedizin nicht ernst zu nehmen scheint und vielleicht auch deshalb für viele prakt. Tierärzt*innen nicht nachvollziehbare Gesetze und Verordnungen erlässt), die ganz sicher auch im Jahr 2023 als 23. AVA-Haupttagung in Bad Salzschlirf durchgeführt wird. Dies wünschten und „forderten“ einhellig die teilnehmenden Tierärzte und Tierärztinnen.
Fortbildungen der Agrar- und Veterinär- Akademie (AVA) helfen Antibiotika einsparen. Das hilft der TIergesundheit, dem Tierschutz, der Ökonomie des landwirtschaftlichen Betriebs, dem Verbraucher und dem Umweltschutz.