Skirennläufer Jacob Schramm über sein Comeback / „Der Weg zurück ist lang und hart, aber ich bin ein Kämpfer!“

Ein schwerer Sturz beim Training auf der legendären Streif in Kitzbühel im Januar 2025 änderte alles für den deutschen Skirennläufer Jacob Schramm. Die Diagnose: komplexe Knieverletzungen, unter anderem mit Riss beider Kreuzbänder im linken sowie Kreuzbandriss im rechten Knie. Es ist ein langer Weg zurück zur Genesung – seinen Optimismus hat der junge Athlet dennoch nicht verloren. Ende Juli 2025 war der 26-Jährige zu Besuch beim Medizinprodukte-Hersteller medi in Bayreuth, der als medizinischer Kooperationspartner die Nationalmannschaften des Deutschen Skiverbandes (DSV) mit Bandagen und Orthesen ausstattet. Im Interview spricht Jacob Schramm über die schwere Zeit nach seinem Unfall, seine Therapieergebnisse und seine Pläne für die Zukunft.

Jacob, du bist im Januar 2025 bei einem Trainingslauf in Kitzbühel schwer gestürzt. Was genau ist passiert?

„Ich hatte mir einige Wochen vorher bei einem Sturz in Vorbereitung auf den Weltcup den linken Ellenbogen gebrochen und war ehrlich gesagt ein wenig gestresst und müde, weil ich schnell wieder fit sein wollte für Kitzbühel. Beim Abfahrtstraining auf der Streif war ich gut unterwegs, habe aber eine kleine Welle auf der Piste übersehen und aufgrund der Erschöpfung nicht gegensteuern können. Durch den hohen Kurvendruck und den Slip Catch Mechanismus* ist mir das vordere Kreuzband rechts noch während der Fahrt gerissen. Danach habe ich die Kontrolle komplett verloren und bin mit hoher Geschwindigkeit ins Fangnetz geprallt. Dabei habe ich mir das linke Knie luxiert – beide Kreuzbänder, das äußere Seitenband und einige Muskelstrukturen sind deshalb gerissen. Zudem hatte ich eine leichte Gehirnerschütterung.“

Was ist dir in dem Moment durch den Kopf gegangen?

„Beim rechten Knie wusste ich sofort, dass es ein Riss des vorderen Kreuzbandes war. Als ich im Fangnetz auf mein linkes Knie geschaut habe und es im 45-Grad-Winkel nach innen stand, dachte ich zuerst an einen Bruch, weil sehr viel Rot zu sehen war – Farbe der Werbebande und durch mein Nasenbluten, wie sich später herausstellte. Ich war komplett geschockt und habe deswegen wahrscheinlich auch nicht ganz so viele Schmerzen im ersten Moment verspürt. Etwa zwei Minuten nach dem Sturz hat mich ein Arzt vor Ort sediert und das linke Knie direkt wieder eingerenkt – aber das habe ich schon gar nicht mehr bewusst mitbekommen. Ich bin dann mit dem Rettungshubschrauber in das Krankenhaus im nahen St. Johann (Tirol) geflogen worden und später ging es weiter in die Orthopädische Chirurgie München (OCM), wo mich unser Mannschaftsarzt Dr. Manuel Köhne, Spezialist für Orthopädie und Unfallchirurgie, operiert hat.“

Wie oft musstest du operiert werden?

„Insgesamt dreimal: erst das rechte, danach in der gleichen Narkose das linke Knie, bei dem unter anderem die Muskelansätze wieder fixiert wurden. Und rund zwei Monate später noch einmal die Kreuzbänder am linken Knie. Die ersten Tage nach dem Unfall waren mental und körperlich sehr schwierig. Schlafen war anfangs aufgrund der Schmerzen fast unmöglich. Und auch im Kopf war ich ständig am Grübeln: Was wird aus meinem linken Bein? Aus meiner Karriere? Die medizinische Prognose war, dass ich wahrscheinlich über ein Jahr bis März 2026 nicht mehr auf die Piste könne – die Olympischen Spiele in Cortina d Ampezzo konnte ich abschreiben. Viele aus meinem Umfeld haben sogar bezweifelt, ob ich jemals wieder auf Skiern stehen werde. Das war bitter!“

Dr. Köhne, Sie haben alle Operationen bei Jacob durchgeführt. Wie häufig kommt es vor, dass sich Sportler:innen drei Kreuzbänder reißen?

„Es ist ausgesprochen selten, dass beide Kniegelenke gleichzeitig bei einem Unfall betroffen sind. In meiner gesamten Laufbahn mit über 10.000 Knie-Operationen habe ich das bisher nur rund 20- bis 30-mal gesehen. Die Herausforderung für uns Operateur:innen ist in so einem Fall zum einen die Komplexität der Verletzung links mit Knieluxation und zum anderen das Zeitmanagement bei der Versorgung von so vielen Verletzungen. Der Plan bei Jacob war, in einer Narkose zwei Operationen durchzuführen: einmal das rechte Knie mit Kreuzbandersatz-Plastik durch Quadrizepssehne und Meniskusnaht. Danach habe ich mich am linken Knie um die peripheren Strukturen wie Muskulatur, Außenband und Weichteile gekümmert. Nach einer Rehabilitationsphase von einigen Wochen war eine weitere Operation mit Versorgung des vorderen und hinteren Kreuzbandes links nötig. Gerade bei so schweren Knieverletzungen macht es oft Sinn, die Versorgung der vielen einzelnen verletzten Strukturen auf zwei Operationen aufzuteilen. Das Ziel: trotzdem die Rehazeiten möglichst gering zu halten, damit Jacob schnell wieder auf die Beine kommt.“

Jacob, wie wurdest du anfangs therapiert?

„Da ich im Rollstuhl saß und eine ebenerdige Wohnung brauchte, bin ich in eine Ferienwohnung in Berchtesgaden gezogen, die mir mein Physiotherapeut Marcus Hirschbiel zur Verfügung gestellt hat. Das war ein echter Glücksgriff, weil mein Physio direkt bei mir war, wir sofort mit leichter Bewegungstherapie begonnen haben und ich zudem täglich Lymphdrainagen bekommen habe. Zudem habe ich sofort die medi Knieorthesen M.4s comfort für mein rechtes Knie und M.4s PCL dynamic für mein linkes Knie erhalten und den medizinischen Kompressionsstrumpf medi Rehab one für beide Beine. Die Kompressionsstrümpfe waren super hilfreich: Sie fördern den Lymphabfluss, reduzieren auftretende Ödeme und können einer Ödembildung entgegenwirken. Ich habe sie den ganzen Tag getragen. Durch die Knieorthesen konnten die Ergebnisse meiner Operation gesichert und weitere Schäden bis zur nächsten Operation verhindert werden.“

Wie lange hast du die Knieorthesen getragen?

„Die M.4s comfort habe ich rund acht Wochen genutzt, die M.4s PCL dynamic wesentlich länger – ich habe sie während meiner Operationen und auch nach meinem zweiten OP-Termin für weitere zehn Wochen täglich getragen. Danach hatte ich sie nur noch beim Wandern an, weil sie mich vor allem bergab supportet. Beide Orthesen haben mich bei den ersten Gehversuchen mit einem Rollator rund zwei Wochen nach dem ersten OP-Termin und später mit Krücken gut stabilisiert und sind meinen Fortschritt mitgegangen. Besonders praktisch war, dass ich sie für meine Physiobehandlungen einfach an- und ausziehen konnte und sie sich leicht öffnen ließen. Auch mental waren sie hilfreich: Du weißt, da ist ein Schutz – das gibt Vertrauen.“

Lieber Dr. Köhne, wie wichtig sind generell Hartrahmenorthesen bei Knieverletzungen wie Jacob sie hatte?

„Gerade bei komplexen und / oder beidseitigen Verletzungen ist eine Orthese zwingend erforderlich und absolut notwendig für eine sichere Genesung. Wenn beide Kniegelenke simultan operiert werden, kann kein Gelenk vollständig entlastet werden. Eine auf die Rehabilitation abgestimmte Orthese kann hier die Einheilung trotzdem sichern. Außerdem konnten wir den Bewegungsradius im Laufe der Rehabilitation immer wieder modifizieren und dem Heilungsverlauf anpassen.“

Wie ist grundsätzlich das Therapieprotokoll nach solchen Verletzungen?

„Je komplexer und außergewöhnlicher die Verletzungen sind, umso weniger gibt es standardisierte Therapieprotokolle. Sinnvoll ist, die Protokolle der Einzelverletzungen anzupassen. Aber man muss immer Kompromisse eingehen aufgrund der Kombination der Verletzungen, um allen Strukturen gleichzeitig gerecht zu werden. Hierzu ist eine hohe Compliance der Patient:innen erforderlich. Zudem braucht es ein fachlich versiertes OP-Team sowie eine individualisierte und hochqualitative Rehabilitation durch erfahrene Fachkräfte ohne große personelle und örtliche Wechsel. Jacob hat mit dem Therapeuten seines Vertrauens alle Reha-Schritte in den ersten Monaten reibungslos und mit großem Erfolg sowie unglaublichem Fortschritt absolviert.“

Jacob, wie sieht aktuell dein Trainingspensum aus?

„Ich trainiere sechsmal die Woche, davon an fünf Tagen Krafttraining und am Samstag meistens Ausdauer. Joggen kann ich noch nicht, aber Radfahren klappt gut. Ich freue mich über jeden Fortschritt. Wir schauen einfach von Woche zu Woche, dass wir die Belastungen weiter hochfahren und gewisse Bewegungen ins Training einbauen. Kniebeugen mit rund 80 Kilogramm zusätzlichem Gewicht kann ich mittlerweile schmerzfrei durchführen, nur meine hintere Muskelkette am linken Bein bereitet noch etwas Probleme. Aber wir bauen gerade dynamische Movements ein mit kleinen Hopsern, schnelleren Stopps und seitlichen Schritten. Meine Kreuzbänder müssen alles wieder lernen – und das auch durch schnelle Bewegungen und hohe Lasten.“

Du hattest in der Vergangenheit schon einige Verletzungen – inwiefern beeinflusst das, wie du aktuell damit umgehst?

„Es sind Erfahrungswerte, die mir jetzt zugutekommen! Ich kann zum einen die Schmerzen einschätzen, die im Reha-Verlauf immer wieder auftreten – bei meinem ersten Kreuzbandriss vor knapp zehn Jahren war alles neu. Bei jedem Zwicken und Ziehen bin ich zum Physiotherapeuten gerannt und habe gefragt, ob wieder etwas kaputt gegangen ist. Zum anderen habe ich eine genaue Vorstellung, was auf mich zukommt und welche Schritte es braucht, damit ich wieder Skifahren kann. Es hilft mir, durch die schwere Zeit zu kommen, und motiviert, meine Trainingseinheiten zu absolvieren.“

Wie wichtig ist dabei die Unterstützung von Familie und deinem Umfeld?

„Enorm! Ich bin unendlich dankbar, dass meine Eltern in den ersten sechs Wochen fast durchgehend bei mir waren und sich auch danach abwechselnd um mich gekümmert haben. Außerdem ist meine Freundin zu mir in die Ferienwohnung nach Berchtesgaden gezogen und hat mich im Alltag unterstützt – vor allem mental. Mein ganzes Umfeld – Freund:innen, Trainer:innen, Kolleg:innen und der DSV – war für mich da und hat mir den Rücken gestärkt, gerade wenn es mal nicht so rund lief. Das ist unglaublich wertvoll! Und ich arbeite mit einem Sportpsychologen zusammen, um den Sturz aufzuarbeiten und Perspektiven zu entwickeln.“

Was sind deine nächsten sportlichen Ziele?

„Mein großer Traum ist Olympia 2030. Allein der Gedanke daran gibt mir Kraft. Bis dahin hat mein linkes Knie noch genügend Zeit, sich zu erholen und ich kann fleißig an meinem Comeback arbeiten. Wenn alles gut läuft, kann ich vielleicht schon in diesem Winter wieder auf die Piste. Aber der Fokus liegt ganz klar auf Stabilität, nicht auf Eile.“

Welche Tipps hast du für Betroffene mit ähnlichen Verletzungen?

„Realistische Ziele setzen – kleine wie große. Das motiviert! Und sich gute Spezialist:innen, Ärzt:innen und Physiotherapeut:innen suchen. Das Wichtigste ist aber, Geduld mit sich und seinem Körper zu haben und positiv zu bleiben – das beeinflusst die Heilung mehr, als man denkt.“

Vielen Dank für das Gespräch und für dich, Jacob, weiterhin alles Gute!

* Als Slip Catch Mechanismus versteht man im Skisport ein typisches Verletzungsmuster: Dabei verlieren die Sportler:innen in der Kurve die Kontrolle über den Außenski. Der Außenski hat kurzfristig keinen Bodenkontakt mehr. Wird der Bodenkontakt wieder hergestellt, kommt es gleichzeitig zu einer Innenrotation und einem Valgusstress im Kniegelenk. Zusätzlich wird das Kniegelenk aus einer Streckstellung in eine hohe Flexionsstellung gezwungen.

Surftipps:

www.medi.de/produkte/orthesen/knieorthesen/

www.medi.de/diagnose-therapie/knieschmerzen/

www.medi.de/unternehmen/kooperationen/

www.medi.biz/rehab-one

www.medi.de/arzt/therapietipps/orthopaedische-therapie/kreuzbandruptur-vordere

Zweckbestimmungen:

M.4®s PCL dynamic und M.4s® comfort: Rahmenorthese zur Führung und Stabilisierung des Kniegelenks mit Extensions- / Flexionsbegrenzung

medi Rehab® one: Rundgestrickter medizinischer Kompressionsstrumpf zur kompressiven Versorgung der unteren Extremitäten, hauptsächlich zur Vorbeugung und Behandlung von postoperativen und posttraumatischen Ödemen und allgemeinen Schwellungszuständen.

Pressekontakt:

medi GmbH & Co. KG
Medicusstraße 1
95448 Bayreuth
www.medi.de

Janine Lenhart
Communication & PR Managerin
Telefon: +49 921 912-2819
E-Mail: j.lenhart@medi.de

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