Neue OZ: Kommentar zu Schweiz / Film / Festival

Dokus im Wandel

Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen kämpfen Dokumentaristen gerade
um bessere Sendeplätze und gerechte Bezahlung. Im Kino erlebt ihre
Arbeit dagegen eine Blüte. Auch in Locarno wurde die Stärke des
Dokumentarfilms hervorgehoben. Regisseur David Sieveking, der mit dem
Demenzporträt über seine eigene Mutter reüssierte, steht dabei für
viele aktuelle Tendenzen, etwa für die Offenheit, die eigene
Biografie zum Thema zu machen. Schon in dem Debütfilm „David Wants to
Fly“ erzählte er von seiner eigenen Spiritualität. Dass der Regisseur
sich dabei als naives Kuriosum inszenierte und so zur Kunstfigur im
Tatsachenbericht wurde, steht für eine weitere Bewegung: Die
puristische Unterscheidung zwischen Fakt und Fiktion gerät ins
Wanken, mitunter begleitet von heftigen Debatten.

Immer häufiger finden neue Ansätze des dokumentarischen Erzählens
den Weg vom Festival ins Kino. Hier treffen sie auf ein
aufgeschlossenes Publikum. Vor einigen Jahren wurden die Zuschauer
für die Gattung angefixt, einerseits von spektakulären Naturdokus,
anderseits von Michael Moores gesellschaftspolitischer Polemik. Nun
sind sie offenbar bereit, sich mit den Filmen weiterzuentwickeln. Gut
so!

Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
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