Viel ist in den vergangenen Jahren über
Vereinbarkeit von Beruf und Familie, über längere Lebensarbeitszeiten
und Kita-Ausbau geredet worden. Dabei drohte das Thema Pflege
unterzugehen. Zu Unrecht, das belegen die Fakten: Die Zahl der
Pflegebedürftigen wird sich bis 2050 vermutlich verdoppeln. Noch
immer werden 70 Prozent der gebrechlichen Menschen von den
Angehörigen zu Hause gepflegt. Die Bereitschaft dazu nimmt jedoch ab.
Gleichzeitig fehlt das Pflegepersonal in den Heimen. Heißt: Das Thema
ist nicht sexy, aber es ist eine der größten Herausforderungen
unserer Gesellschaft. Das Zweite Pflegestärkungsgesetz, über das
heute in erster Lesung im Bundestag beraten wird, löst die
grundsätzlichen Probleme nicht, aber es setzt ein wichtiges Signal:
Angehörige sollen künftig stärker unterstützt werden. Wer sich um die
Eltern kümmert, bleibt besser als bislang in der Arbeits- und
Rentenversicherung abgesichert. Es geht um Anerkennung derjenigen,
die sich zwischen Elternrolle, Beruf und Pflege der Mutter oder des
Vaters regelrecht aufreiben. Allerdings muss hinterfragt werden,
warum bislang Pflege- und Familienzeit, Darlehensangebote und auch
Hilfen der Pflegekassen kaum genutzt werden. Liegt es nur an
mangelnder Information? Nicht zuletzt braucht es Wertschätzung: für
die Angehörigen, für die Pflegebedürftigen und für die gesamte
Pflegebranche. Die Politik muss die Frage beantworten, wie der
Pflegeberuf attraktiver gemacht werden kann, sonst steuert sie auf
ein Desaster zu. Die aktuelle Reform ist deshalb nur ein Anfang.
Bundesgesundheitsminister Gröhe muss den nächsten Schritt machen.
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