Die borromäischen Kunstschätze am Lago Maggiore

Nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten steht der sogenannte Berthier-Flügel des Palazzo Borromeo auf der Isola Bella nunmehr in Gänze zur Besichtigung frei. Erlangte man vor einem Jahr bereits Zutritt zu der einzigartigen Gemäldegalerie und dem Thronsaal, so kann man sich mittlerweile auch den Pilgersaal sowie die vier Zugangskammern zur „Galleria dei quadri“ anschauen.

Den Pilgersaal erreicht man als erstes, wenn man über die Freitreppe die bel etage des Palazzo betritt. Er ist nach dem großen Gemälde von Peeter Snijers (1681-1752) benannt, das sofort ins Auge sticht, sobald man in den Raum gelangt. An der rechten Wand des Saals sieht man sodann eine Reihe von sechs fantastischen, zwischen 1615 und 1620 entstanden Landschaftsbildern. Ihr Schöpfer ist der flämische Maler Josse de Momper (1564-1635). Von dem aus Verona kommenden Maler Alessandro Turchi (1578-1649) stammt schließlich das an der gegenüberliegenden Wand hängende Gemälde. Es bildet das „Gleichnis vom verlorenen Sohn“ ab und ist in der späten Schaffensphase des Künstlers entstanden.

Möchte man – ausgehend vom Pilgersaal – seine Besichtigungstour in der Gemäldegalerie fortsetzen, dann passiert man zunächst vier kleine, an die „Galleria dei Quadri“ grenzende Kammern. Die hier zu bestaunenden Bilder sind gleich einem Mosaik an den Wänden angeordnet und entsprechen damit einem gestalterischen Konzept, das sich in aristokratischen Wohnsitzen während der Barock-Zeit großer Beliebtheit erfreute. In der ersten Kammer trifft man auf Werke von Gaspar Van Wittel (1653-1736), Jan Frans Van Bloemen (1662 – 1749) und Joseph Roos (1726 – 1805). Die Bilder des von der Familie Borromeo besonders geschätzten Francesco Londonio schmücken dagegen die Wände des zweiten Raums. Die dritte Kammer wird von zahlreichen Stillleben und Blumenkompositionen Giovanni Sagliers und weiterer lombardischer Künstler geschmückt, in der vierten ist schließlich besonders auf die zwei herausragenden Gemälde Adrien Manglards (1695-1760) hinzuweisen.

Hat man nach dem Inselbesuch wieder festen Boden unter den Füßen, dann empfiehlt sich ein Abstecher ans lombardische Ostufer des Lago Maggiore, genauer nach Angera. Wahrzeichen und Hauptsehenswürdigkeit der kleinen Hafenstadt ist die auf einem Felsen thronende Borromeo-Burg Rocca d‘Angera. Im Jahr der Astronomie ist hier vor allem der Gerichtssaal von Interesse, der im Übrigen auch „Sala dell’Astonomia“ genannt wird. Diesen Zweitnamen verdankt der Raum den von einem anonymen Künstler aus dem Jahre 1277 stammenden Fresken, mit denen er ausgeschmückt ist. Sie stellen einen der umfassendsten Zyklen weltlicher Darstellungen dar, die uns aus dem Mittelalter erhalten geblieben sind und bilden historische Begebenheiten aus dem Leben Ottone Viscontis in Verbindung mit den verschiedenen Planeten und Sternzeichen ab. Die dazugehörigen Beschriftungen sind einem Kommentar aus dem Jahre 1271 (ca.) von Roberto Anglico al De Sphaera del Sacrobosco entnommen.

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