Festival-Nachlese von Dieter Topp / PPS Presseservice Westeuropa
Was anfänglich kommunistischer Eigenwerbung diente, sollte sich im Laufe der Jahre zum großen Renommee Rumäniens entwickeln, besonders nach der Revolution von 1989. Die 20. Edition des Festivals gab davon „klangvolles Zeugnis“. „Barenboim mit der Staatskapelle, die Londoner Symphoniker, Valery Gergiev und die Mariinsky Symphoniker, Saint Martin in the Fields, Lawrence Foster mit den Gulbenkian Symphonikern, die Wiener Philharmoniker mit Welser-Möst, Zubin Metha und das Israel Philharmonic Orchester, Trevor Pinnock und sein Orchestra of the Age of Enlightenment, Orchestre National de France mit Daniele Gatti um nur einige zu nennen. Dazu die Opern: natürlich Oedipe vom Namensgeber des Festivals George Enescu, aber auch Romeo et Juliette/Berlioz, Eugen Onegin und Magifique von Tschaikovsky – dazu Oratorien und als besondere Stärke die unglaubliche Auswahl an hochkarätiger Kammer- und Barockmusik präsentiert von den allerersten Ensembles in diesen Bereichen“, schwärmt Kritiker Reinhard Eschenbach im Orpheus-Musikmagazin, Berlin. „Es ist den Organisatoren zu wünschen, dass das Festival auch international stärker wahrgenommen wird. Künstlerisch ist es absolut auf Augenhöhe mit den als wirklich bedeutend angesehenen Festivals in West-Europa zu sehen, so Eschenbach weiter. Nicht zu vergessen das „hauseigene“ Orchester der Nationaloper, dem ausdrücklich Lob für Präzision, Klangfülle und Differenzierung zusteht!
90 Jahre nachdem George Enescu die Erstaufführung des Lohengrin in Bukarest dirigierte, brachte das Festival dieses Werk an die Nationaloper Bukarest. Im Kontext „recht müder Operninszenierungen“ dieses Haus war diesmal ein wirklich großer Wurf gelungen, was auch auf die Aufführung von Enescu“s einziger Oper „Oedipe“ zutraf. Das Chilenische Nationalballett sprengte den Besucherrahmen der Oper. (Den Choreographen Gigi Caciuleanu zog es wie viele Künstlerkollegen weg von Bukarest. Und das Enescu-Festival bringt sie wieder heim, so auch Dirigenten und Solisten, denn das Publikum bleibt seinen rumänischen Künstlern treu, so der Journalist Buris Gruhl, Dresden) Caciuleano präsentiert mit 22 Mitgliedern der Kompanie aus Chile seine Kreation „Noche Bach“, im ersten Teil zu den Brandenburgischen Konzerten Nr. 5 und Nr. 3, dann zur Motette „Jesu meine Freude“. Vor allem junge Leute waren gekommen, um auch zwei Balanchine Choreographien sowie die Den Haag „Falling Angels“ anzuschauen, sensationell interpretiert mit eigenen Ballett-Kräften der rumänischen Nationaloper. Das machte wieder Lust auf weitere Besuche des Hauses; es scheint am Festival gewachsen zu sein.
Großartige Konzerte, die bereits um 17.00 im wundervollen Ambiente des Ateneum begannen, am frühen Abend im großen Sala Palatului oder dem Rundfunkkonzertsaal fortgesetzt und zur Nacht wieder in der Ateneum-Rotunde den Tag beendeten, blätterten einen breiten musikalischen Fächer von Enescu und zeitgenössich rumänischer bishin zu klassischer Musik auf.
Bei der Eröffnung wurde auf die Bedeutung des Kulturevents in Zeiten der Krise hingewiesen. Ihm schloss sich der Leiter des Rumänischen Kulturinstitutes, Horia Roman Patapievici, an, und zeigte sich zuversichtlich, dass kluge Menschen und Institutionen in Krisenzeiten in Kultur investieren, weil es die beste Art ist, sich auf den Wiederaufbau nach der Wirtschaftskrise vorzubereiten … , berichtete Medana Weident bei der Deutschen Welle, einem Kulturpartner des Festivals. Darüber hinaus hatte Sponsoring in einem bislang in Rumänien unbekannten Ausmaß Festivalmanager Mihai Constantinescu geholfen, zum Jubiläumsjahr das Enescu-Festival zu einem der größten europäischen Musikevents 2011 werden zu lassen. Ihm langt das jedoch nicht: „Wir arbeiten bereits jetzt auf 2013 hin, wollen den Level nicht nur beibehalten, sondern die künstlerische Latte noch höher anlegen“. Viel Erfolg!