Es ist kein „Pech“, wie man aufwächst
Bundesminister Özdemir als gelernter Erzieher und Sozialpädagoge führt die Fehlernährung auf zahlreiche unterschiedliche Ursachen zurück – von Bewegungsmangel, einem ungünstigen sozialen Umfeld von Kindern bis hin zu einer massiven Missinformation über Social Media, die emotional aufrührt und viele Eltern, Jugendliche und Kinder überfordert. Auch gehe zunehmend Wissen in den Familien verloren, wie zum Beispiel über das Kochen und eine gemeinsame Esskultur.
Hier sehen der Minister und der Mediziner immense Unterschiede zwischen gesundheitlich aufgeklärten Familien, die sich zuckerbewusst, stark pflanzlich und fleischreduziert ernähren, sowie denjenigen, denen Vorbilder fehlen und die nicht anders zu handeln gelernt haben. Keinesfalls dürfe man sich damit abfinden, dass Kinder in benachteiligten Familien einfach „Pech gehabt“ hätten, die Politik dürfe nicht zulassen, dass sie nicht ebenso die Chance auf ein gesundes Leben erhalten.
Darüber haben wir ernsthaft gestritten?
Özdemir arbeitet seit Februar 2023 an der Umsetzung eines Gesetzesentwurfs, mit dem an Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel mit zu viel Zucker, Fetten und Salz, wie im Koalitionsvertrag vereinbart, strenger reguliert werden soll. Für viel versprechend hält er auch die von ihm bereits zur Amtseinführung befürwortete Mehrwertsteuerbefreiung für Äpfel, Obst, Gemüse und Fleisch. Eine Zuckersteuer wie in Großbritannien brächte dem Staat Einnahmen, die in das Ernährungsprojekt zurückfließen könnten. Für generell besser geeignet als Regularien und Verbote hält Özdemir jedoch Anreize und Unterstützung. Ohnehin beobachtet er eigeninitiativ initiierte Tendenzen in der Wirtschaft zur Änderung von Rezepturen und stärkeren Berücksichtigung des Tierwohls mit höheren Haltungsformen.
Rückblickend werde man sich wundern, so seine Einschätzung, warum solche positiven Maßnahmen so lange diskutiert wurden und dabei so viel wertvolle Zeit verloren ging.
Stichwort planetare Diät
Die Interviewpartner sind sich einig, dass die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) gut umsetzbare Anhaltspunkte bieten und sich neben der individuellen Gesundheit auch an den planetaren Grenzen orientieren: wenig Fleisch, Eier und Milch, Proteine stammend aus Hülsenfrüchten. Landwirte sollten weiter dem Trend zu mehr Vielfalt folgen, sich auf alte Sorten rückbesinnen oder neu importierte Sorten testen, die auch dem Klimawandel besser trotzen. Das diene auch gesunder Ernährung.
Hinsichtlich der Kinder fasst Özdemir im Expertengespräch zusammen: „Es ist einfach unerträglich, dass wir nicht dafür sorgen, dass sie das bestmögliche Essen bekommen – saisonal, regional, stärker pflanzenbetont, mit höherem Bioanteil.“
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