„Ich bin der einzige glückliche Mensch, den ich kenne.“ – Kinderbuchautor Janosch im Exklusiv-Interview

Berlin, 9. März 2011 – Journalisten mag er nicht, über die katholische Kirche schimpft er und die Tigerente würde er „am liebsten aus der Welt schaffen“. Dennoch ist der Berufsmelancholiker Janosch glücklich. „Ich bin der einzige glückliche Mensch, den ich kenne“, verrät der Autor, Zeichner und Vater der Tigerente in der neuen Ausgabe des „Freitag“. Am 11. März feiert er seinen 80. Geburtstag. Zum Glücklichsein brauche man Tricks, sagt Janosch. „Ausweichen. Das ist mein Haupttrick. Man muss immer darauf achten, wo der nächste Schlag niederkommt und da darf man sich nicht befinden. Die Schläge kommen ja von oben, von Gott. Ich weiche allen Dingen aus, die gefährlich sind. “

Trotz allem habe er zu Gott aber ein gutes Verhältnis: „Ich bin befreundet mit ihm. Immer schon.“ Dafür brauche er nur die Kirche nicht. Er habe allerdings auch Angst vor dem Tod, gibt Janosch zu: „Ich weiß ja nicht, wie das ausgeht. Manche sagen, sie hätten keine Angst. Ich glaube ihnen das nicht. Ich würde lieber weiterleben.“ Jünger möchte er deswegen aber nicht wieder sein, sondern „unbedingt älter, das ist die beste Zeit des Lebens“. In seinem Alter nehme einen keiner mehr für voll: „Man kann sagen, was man will. Man ist für nichts verantwortlich, und wenn man ins Zuchthaus kommt, kriegt man wahrscheinlich eine Krankenzelle.“

Kein gutes Wort findet Janosch für die Tigerente und den Verkauf seiner Rechte an den Janosch-Figuren an die Janosch Film & Medien AG. Im Interview sagt er: „Ich bin unheimlich genervt von der Tigerente … Das ganze Geld geht in einen Kanal, den ich nicht beeinflussen kann. Ein Kriminalfall.“ Er habe vom Verkauf der Rechte im Jahr 2000 aber „so viel von dem Geld zurückgehalten, dass es bis zum Lebensende reicht. Und Bilder kann ich ja immer noch verkaufen, die sind nicht in den Kriminalfall einbezogen.“

Janosch wurde am 11. März 1931 in Hindenburg, Oberschlesien (das heutige Zabrze in Polen) geboren und wuchs in einer Bergarbeitersiedlung auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg flüchteten seine Eltern mit ihm nach Westdeutschland. 1953 zog er nach München und studierte an der Akademie der Bildenden Künste, brach das Studium jedoch „wegen mangelnder Begabung“ ab. Danach begann Janosch, als freischaffender Künstler zu arbeiten. 1960 erschien sein erstes Kinderbuch „Die Geschichte von Valek dem Pferd“. Neben den bekannten Kinderbüchern mit Tigerente, Schnuddel und dem kleinen Bären hat Janosch eine Reihe von Romanen geschrieben, die sich u.a. mit seiner unglücklichen Kindheit in Oberschlesien beschäftigen, z.B. „Cholonek oder der liebe Gott aus Lehm“. Ab 1980 wohnte Janosch zeitweise auf Teneriffa, 2009 hat er seine Wohnung in München ganz aufgegeben. Seine Autobiographie, das „Tagebuch eines frommen Ketzers“, hat bisher noch keinen Verleger gefunden, das erste Kapitel wurde aber schon auf Polnisch übersetzt und in der Gazeta Wyborska abgedruckt.

Schreibe einen Kommentar