Naturheilkunde, Homöopathie und konventionelle Medizin – voneinander lernen macht Sinn
Michaelsen schildert, dass die strickte, dogmatische Haltung in der modernen Zeit nicht mehr gut ankomme. Vielmehr gehe es zunehmend darum, im Sinne einer integrativen Medizin voneinander zu lernen, ohne zu belächeln oder zu diffamieren. Zugleich hätten beide Methoden ihre Berechtigung und ihre Notwendigkeit. Bei lebensbedrohlichen Erkrankungen sei die konventionelle Medizin segensreich. Bei chronischen Beschwerden jedoch gerate sie an ihre Grenzen und könne von der Naturheilkunde lernen. Diese Sichtweise setze sich auch unter den medizinischen Kollegen zunehmend durch. Für die geringe Studienlage in der Naturheilkunde bzw. zur Homöopathie hat der Professor eine einfache, ökonomische Erklärung: 90 Prozent der Studien würden von der Pharmaindustrie finanziert. Weil jedoch in der Naturheilkunde nichts patentierbar sei, fallen die finanzielle Förderung und das Interesse an neuen Erkenntnissen in diesem Bereich gering aus. Er nennt das Beispiel der Kniearthrose. Warum sollte überprüft werden, ob alternative Verfahren hier eingesetzt werden könnten, wenn an einer Endoprothese mit Titan Industrie, Ärzte und Krankenhaus gut verdienen, fragt der Arzt.
Michalsen: Weitere Forschung über Homöopathie ist wichtig
Zwar könne er sich selbst nicht erklären, warum homöopathische Arzneimittel in hoher Verdünnung Wirkung entfalten sollen. Andererseits verweist Michaelsen auf Daten der Versorgungsforschung die zeigen, dass Homöopathie bei bestimmten Erkrankungen gut helfen kann. Welche neurobiologischen Prozesse hinter der Wirkung der Homöopathie steckten, sei ein sehr spannendes Feld, das dazu beitragen könnte, die Erfolge dieser Behandlungsform besser zu erklären. Insofern halte er weitere Forschung in diesem Kontext für wichtig.