In den vergangenen Monaten war Luise Kinseher (42)
nicht mehr Luise Kinseher. Sie war nur noch die Bavaria, die erste
Frau auf dem Nockherberg. Kritisiert, gelobt, seziert. Kinseher ist
wieder zurück im normalen Leben, Kabarettbühne, Dreharbeiten für die
ARD-Vorabendserie München 7. Heute (Donnerstag) Abend ist die
gebürtige Geiselhöringerin im BR-Magazin laVita zu sehen. Thema:
„Auf der Suche nach der niederbayerischen Seele“. Ein tz-Gespräch
über Heimat – und garantiert ohne Nockherberg.
Was bedeutet für Sie Heimat, Frau Kinseher?
Kinseher: Meistens ist es der Ort der Kindheit, an dem man seine
Wurzeln hat. Aber das kann sich natürlich im Laufe des Lebens ändern.
Wie bei Ihnen. Sie sind seit 20 Jahren in München!
Kinseher: Ja, aber durch die vielen Termine bin ich mehr als das
halbe Jahr unterwegs. Da habe ich mir angewöhnt, mich überall daheim
zu fühlen. Eigentlich ist die Bühne zu meiner Heimat geworden.
Wie viel Niederbayern steckt noch in Ihnen?
Kinseher: Ich hab immer schon ein Fremdheitsgefühl gehabt. Das
kommt daher, dass mein Vater ein gestandener Niederbayer ist und
meine Mama als Kind aus Böhmen vertrieben wurde. In diesem Zwiespalt
bin ich aufgewachsen.
Und das hat Sie auch geprägt?
Kinseher: Ich wollte immer weg – und auch immer da bleiben. Fürs
Kabarett ist das nicht so schlecht. Ich hatte den Ehrgeiz,
rauszukommen und den Horizont zu erweitern. Aber eines hab ich mir
bewahrt: den niederbayerischen Dickschädel und den Eigensinn. Das
fördert das Selbstbewusstsein und hat was Querdenkerisches.
Wie viel Bayern steckt eigentlich noch in München?
Kinseher: München ist eine internationale Großstadt geworden. Aber
es ist schon noch viel Bayern übrig.
Nur der Dialekt geht immer mehr verloren …
Kinseher: Das kann man auch bedauern. Doch Sprache verändern sich,
und mit den Zuag“roasten verliert sich der Dialekt.
Wird auch Luise Kinseher auf ihr gepflegtes Bairisch verzichten?
Kinseher: Ich bin hier in München und passe mich nicht an. Das
Bairischsein sollte man leben, ganz selbstbewusst. Bairisch ist ein
Gefühl, genau wie die Heimat.
Stefan Dorner
Pressekontakt:
tz München
Redaktion
Telefon: 089 5306 505
politik@tz-online.de