Die Potenziale, Rahmenbedingungen und Perspektiven medizinischer Register aus Sicht des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) wurden von Ministerialrat Markus Algermissen vorgestellt. Sein Beispiel: der plötzliche Tod. Die Registerdaten hierzu wiesen Myokarditis und Entzündung der oberen Atemwege als häufige Ursache aus.
Die bisherige Diskrepanz zwischen „zu wenig“ und „zu viel ungenutzten“ Daten habe zum Aufbau einer zentralen öffentlichen Registerdatenbank geführt; die Zukunft liege in der Vernetzung der Registeraktivitäten, betonte Dr. Christof Veit vom BQS Institut.
Mit der Novellierung des Registergesetzes im Rahmen mit dem Gesundheitsdatennutzungsgesetz soll eine erweiterte Datennutzung zur besseren wissenschaftlichen Nutzung in Einklang mit der DSGVO auf den Weg gebracht werden. Eine wichtige Stellschraube in der künftigen Gesundheitsdatenarchitektur bildet das neue Registergesetz, das eine Öffnung für die Datennutzung durch Forschung und Entwicklung in der Industrie zum Ziel hat. Eine dezentrale Forschungsdateninfrastruktur soll aufgebaut werden.
Die Zusammenführung der von Ländern betriebenen Krebsregister ist eine der wichtigsten Bestrebungen. Ziel, so Felix Pickhardt von der init AG, sei eine stark vernetzte Registerlandschaft als Motor für Innovation und Qualität in der Gesundheitsforschung und -versorgung.
Zahlreiche Register wurden in München vorgestellt: SMArtCARE, eine gemeinsame Initiative von Neuropädiatern, Neurologen und Patientenorganisationen für spinale Muskelatrophie. Das globale WAYFIND-R- Register mit hochwertigen versorgungsnahen Daten ermöglicht eine kollaborative, offene Forschungsplattform zur Evidenzgewinnung in der Präzisionsonkologie. Und das Nationale Transplantationsregister, das darauf abzielt, die Transparenz und Qualität im Bereich der Organspende zu erhöhen. Auf der Agenda in München standen auch Softwarelösungen zur Befüllung der Register, die Übermittlungswege für die Daten und die proprietären Formate.
Verpflichtende und freiwillige Register bieten somit einen erheblichen Mehrwert für Forschung und Versorgung. Das BMG sieht vor, dass bis Ende 2026 mindestens 300 Forschungsvorhaben mit Gesundheitsdaten durch das neue Forschungsdatenzentrum Gesundheit realisiert werden sollen. Mit welchen Daten und Tools lässt sich diese Anforderung umsetzen? Und welche Rolle spielen Register?
Das notwendige Datenmanagement war Thema des Symposiums – mit der klaren Aussage „Schluss mit den Datensilos!“. Das Rad sollte nicht immer neu erfunden werden. Die Akteure im Bereich der Register sollten an die Standards anknüpfen, die in anderen Datenanwendungsgebieten etwa im Rahmen der Medizininformatik-Initiative verwendet werden. Dafür plädierte die DVMD-Vorsitzende Annett Müller: „So ermöglichen wir die breite Nutzung wertvoller Informationen aus Registern – ohne Brüche, zum Wohle der Patienten und des gesamten Gesundheitswesens“.
Die Frühjahrssymposien des DVMD finden alle zwei Jahre statt. In den dazwischen liegenden Jahren organisiert der Verband seine Fachtagungen. Im nächsten Jahr findet diese am 07. und 08. Mai in Hannover statt. Die TMF – Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e. V. schreibt den Innovationspreis „Medizinische Register“ aus; Bewerbungen können bis zum 28. April 2023 eingereicht werden: www.innovationspreis-medizinische-register.de.