WAZ: Drinnen nur Kännchen – Kommentar von Frank Preuß

Ich kann an dieser Stelle schlecht zitieren, mit
welchen Worten mein Stamm-Italiener die Idee aus Brüssel kommentiert
hat, die Ölkännchen vom Restauranttisch zu verbannen. Er war nicht
ganz glücklich, übersetze ich hier mal. Jenseits aller Tiraden muss
man erst einmal nüchtern festhalten, dass die EU den kleinen Irrsinn
stets pünktlicher liefert als die großen Würfe. Und selbst wenn der
Gurkenkrümmungsgrad immer wieder herhalten muss: Er erinnert uns
daran, womit sich Bürokraten von unseren Steuergeldern zuweilen
beschäftigen. Der Kampf ums Kännchen sei ein Jahr vorbereitet
gewesen, war gestern zu hören. Ein Jahr. Da kommen einem die Tränen.
Nun also der Rückzug unter dem Protest der Südländer, die ihren
Olivenöl-Absatz so gerne vergrößert hätten. Natürlich bleibt Brüssel
jetzt noch der auf dem Tisch benachbarte Essig, und wer das nur
lustig findet, unterschätzt den Einfallsreichtum der
Glühbirnenabschaffer. Welches Öl mein Italiener benutzt, ist mir
übrigens egal. Solange es schmeckt. Hilfe von der EU brauche ich
nicht. Ich bin erwachsen.

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