WAZ: Ist Werbefreiheit ihren Preis wert? – Kommentar von Jürgen Overkott

Bisher ging es bei den Rundfunkgebühren um die Höhe.
Darum geht es auch bei der Studie der Finanzkommission KEF. Sie
untersuchte, was ein Werbeverzicht bei ARD und ZDF kostet. Ein Aus
für Werbung und Sponsoring hätte seinen Preis, wenn die Sender ihre
Einnahmen halten wollen: 1,25 Euro.

Tatsächlich geht es aber nicht nur ums Geld. Denn nervige
Werbepausen im ARD-Hörfunk sowie im Ersten und Zweiten wären passé.
Wie gut sich das anfühlt, ist schon bei den öffentlich-rechtlichen
Ablegern von Arte bis Phoenix zu bestaunen. ARD und ZDF wiederum
könnten am Nachmittag und Vorabend ein Programm anbieten, das keine
Kommerz-Rücksicht mehr nähme. Werbefreiheit könnte ihr Geld wert
sein.

Ob allerdings der Verzicht auf Werbegelder den Quotendruck bei ARD
und ZDF verringert, ist fraglich. Die Quote bleibt der Maßstab für
Erfolg. Seit dem Aufkommen der Privaten ist das so. Die
Öffentlich-Rechtlichen nutzen Reichweite, um die Gebühren zu
rechtfertigen. Sie gehen gern den Weg des geringsten Widerstandes.
Umso mehr, seit alle zahlen müssen. Damit aber Masse die Klasse nicht
komplett verdrängt, ist eine kritische öffentliche Debatte gefragt.

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