125 Jahre Eiffelturm – (auch) eine Geschichte von Kultur und Sprache

Am 31.03.1889 hisste Gustave Eiffel die französische Trikolore an der Spitze des Eiffelturms kurz nach dessen Fertigstellung. „Die Geschichte des Eiffelturms belegt, wie wichtig es bereits zu damaliger Zeit war, sich international auszutauschen und eine Fremdsprache sprechen zu können,“ sagt Heidrun Englert, 2. Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft inlingua Deutschland. Denn an den Bauarbeiten für den Eiffelturm waren bis zu 250 Personen beteiligt. Viele Arbeiter kamen aus dem Ausland, doch sie sollten möglichst Französisch sprechen, damit sie die Arbeitsanweisungen verstehen konnten.
Pünktlich zum Eröffnungstag der vierten Weltausstellung am 15. Mai 1889, war der Turm dann auch für das Publikum zugänglich. Als monumentales Eingangsportal und Aussichtsturm der Weltausstellung erinnerte er an den 100. Jahrestag der Französischen Revolution. Die außergewöhnliche Eisenfachwerkkonstruktion war damals in aller Munde und wurde zum Wahrzeichen von Paris und Frankreich.
Die Weltausstellung gab Anlass zum Reisen und zum Erleben anderer Kulturen. Bei den internationalen Gästen, die Gustave Eiffel in seinem Büro in der dritten Turm-Etage begrüßte, gehörten Fremdsprachenkenntnisse bereits zum guten Ton.
„Es ist immer wieder schön, zu sehen, wie ein Bauwerk Menschen bewegen kann, Reisenden und Besuchern Kultur und Geschichte des Landes nahebringt oder Künstlern Inspiration verleiht. Wenn man dann noch die Sprache des Landes spricht, fühlt man sich der Kultur noch weiter verbunden – das gilt heute genauso wie damals,“ meint Heidrun Englert. Viele Kunstprojekte, Filme, Romane und Gedichte wären ohne Paris und seinen Eiffelturm nie entstanden.

internationale Besucher im Jahr 1889
Im Eröffnungsjahr bestieg der deutsche Wissenschaftler und Archäologe Heinrich Schliemann den Turm. Der erste Eintrag im Gästebuch des Eiffelturms stammt aus der Feder des britischen Kronprinzen, des späteren Königs Eduard VII. Es folgten der damalige Schah von Persien Nasser-ed Din Shâh, prominente Zeitgenossen wie der spätere König von Belgien Albert I., der russische Zar Nikolaus II., der japanische Kaisersohn Yoshihito und der Pazifist Mahatma Gandhi.
Der amerikanische Erfinder Thomas Edison überreichte Gustav Eiffel am 10. September 1889 eine Widmung für die „Errichtung des gigantischen und originellen Musterstücks moderner Baukunst“. Er nahm bei seinem Besuch sogar die Stimme des Erbauers auf.

Mit rund sieben Millionen internationalen Besuchern pro Jahr zählt der 324 Meter hohe Eisenturm heute zum meistbesuchten Wahrzeichen der Welt.

Gustave Eiffel (1832 – 1923) spezialisierte sich mit seinem Architekturbüro auf Eisenkonstruktionen. Er konstruierte und baute unter anderem die Freiheitsstatue von New York, das Garabit-Viadukt über dem Douro-Fluss in Spanien, den Westbahnhof in Budapest und mehrere Eisenkonstruktionen, wie beispielsweise Kirchen, in Südamerika. Seine Pläne waren Vorbild für die Basílica de San Sebastián in Manila, ein Sakralbau, der komplett aus Stahl im neugotischen Baustil errichtet wurde.

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