Der 17-jährige Alexi, hochbegabt und etwas eigensinnig, begibt sich in der Winterlandschaft eines zukünftigen Sibiriens zusammen mit seiner Freundin und Klassenkameradin Julia auf die Suche nach dem Sinn und Ursprung seiner Träume, die für sein Verstehen mindestens so real sind wie Schnee und Eis in seinem Leben. Dabei stoßen sie auf Bilder des exzentrischen Malers Professor Kuznetsov der Große, die Alexis Träume verblüffend exakt wiedergeben, und den sie daraufhin in seinem palastähnlichen Anwesen aufsuchen, was eine Kette von Ereignissen in Gegenwart und Vergangenheit in Gang setzt und die halbe Stadt in helle Aufregung. Die Eltern der Kinder, Herr und Frau Smirnov sowie Herr und Frau Popov, dazu Wladimir, Dmitri, Paulo, Sarah und Sophia, der Polizeichef von Krasnojarsk und Frau Stepanov, sie alle machen sich auf die Suche nach den Vermissten.
„Dreamgate“ ist also ein Mystery- und Jugendroman, in einem Umfeld angelegt, das man als Setting in dieser, unserer turbulenten Zeit nicht so oft in Neuerscheinungen finden wird, und das deutschsprachige Debüt des Kölner Autors Kourosh Ghorbani, soeben erschienen im Leipziger EINBUCH Buch- und Literaturverlag. Kourosh Ghorbani, geboren 1986 in der Provinz Qazvin (Iran), begann schon früh mit dem Schreiben von Theaterstücken und brachte einige davon in seiner Heimat auf die Bühne. Er studierte dort darstellende Kunst mit Schwerpunkt dramatische Literatur und wanderte vier Jahre nach seinem Abschluss nach Deutschland aus. Hier setzte er seine schriftstellerische Arbeit auf Deutsch fort und verfasste zwei Theaterstücke. Außerdem wurden bisher zwei seiner Kurzgeschichten in Österreich veröffentlicht. Mit 17 Jahren, offenbar der Ursprung seines Schaffens, drehte er seinen ersten Kurzfilm, genau in dem Alter, in dem auch sein Held Alexi seine Welt bis ins Kleinste und Fantastischste, real und träumerisch, reflektiert. Und vielleicht ist man ja genau in diesem Alter, sind es Mädchen und Jungen, junge Frauen oder Männer, besonders empfänglich für die Reize unserer Umwelt, für Informationen und Eindrücke, die sichtbaren und die unsichtbaren, die die sogenannten Erwachsenen später so einfach nicht mehr in der Lage sind wahrzunehmen. Was diese Heranwachsenden natürlich interessant macht, für eben solche Erwachsene, die zumindest dazu noch in der Lage sind, nämlich immerhin das zu wissen und wahrzunehmen, die selbst vielleicht sogar noch ein bisschen empfänglich sind, ahnen, was ihnen unter Umständen in ihrem Leben entgeht, sie darum zutiefst neidisch sind, bis hin zur Gewaltsamkeit gegen alles, was sie eigentlich bewundern, was sie dann zu Bösewichten in unzähligen Geschichten macht, wie hier in „Dreamgate“ den finsteren Maler Kuznetsov, der obendrein noch Professor ist und sich selbst der Große nennt, ein Namenszusatz, der ein russisches Phänomen des Größenwahns zu sein scheint. Mehr Macht und Distanz ist kaum herzustellen, und man muss vermuten, und in diese Richtung erzählt dieser Roman ja auch, dass dieser Kuznetsov Alexi und seiner Freundin Julia, die auf ihre eigene Weise empfänglich für außergewöhnliche Eindrücke ist, so weit das Leben aus den Körpern zu pressen versuchen wird, dass diese beiden in ihrer noch fast kindlichen Hilflosigkeit und Naivität nicht die kleinste Chance haben werden, diese epische und oft beschriebene Begegnung mit dem Bösen auch nur ein bisschen heil zu überstehen. Und doch gelingt es den meisten Geschichten dieser Art, was tröstlich ist und beim Lesen für wenigstens ein wenig Entspannung sorgt, kurz vor der größten denkbaren Katastrophe das für unmöglich Gehaltenen geschehen zu lassen und ihre Helden zu retten. Ganz so einfach macht es diese Geschichte, dieser Roman seinen Leserinnen und Lesern hier allerdings nicht.
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Honorarfreie Verwendung, Beleghinweis erbeten,
587 Wörter; 3979 Zeichen