6. Tierärztetag NRW in Dortmund – Antibiotika-Verbrauch ist deutlich gesunken

Um 27 Prozent ist die
Gesamtmenge der eingesetzten Antibiotika in der Nutztierhaltung in
den vergangenen drei Jahren gesunken. Die Reduzierung des
Antibiotikaeinsatzes ist eines der Themen beim 6. Tierärztetag NRW.
Vom 4. bis 6. September bilden sich rund 1.300 Tierärzte auf dem
Kammertag in zahlreichen Seminaren zu Themen aus dem Nutz- und
Haustierbereich fort.

„Eine politisch verordnete Kürzung der Antibiotika um 50 Prozent
ist verantwortungslos“, sagte Dr. Harri Schmitt, Präsident der
Tierärztekammer Westfalen-Lippe, im Rahmen der
Eröffnungsveranstaltung. Julianne Becker, Abteilungsleiterin im
NRW-Landwirtschaftsministerium, betonte jedoch, dass die laufenden
Maßnahmen zur Antibiotikareduzierung nicht weit genug gingen: „Der
Trend geht in die richtige Richtung – aber aus unserer Sicht zu
langsam.“ NRW-Landwirtschaftsminister Johannes Remmel hatte in einem
kürzlich vorgestellten Handlungspapier erneut eine pauschale Kürzung
gefordert.

„Die Reduzierung der Antibiotikamengen hat oberste Priorität –
aber das geht nur mit verantwortlichen Maßnahmen“, sagte Dr. Josefine
Starke, Präsidentin der Tierärztekammer Nordrhein. Das diese greifen,
zeigten die Zahlen des Bundesamtes für Verbraucherschutz und
Lebensmittelsicherheit (BVL): 2014 wurden 468 Tonnen weniger
Antibiotika gegeben als 2011 – eine Senkung um 27 Prozent. „Diese
Erfolge werden in der Politik nicht berücksichtigt“, beklagte Starke.

Eine pauschale Senkung um weitere 50 Prozent sei theoretisch
schnell zu erreichen, ergänzte Schmidt: „Wenn wir nur noch die
Reserveantibiotika geben, von denen geringere Mengen erforderlich
sind, haben wir das Ziel schnell erreicht. Aber das sind unsere
letzten Waffen. Wenn sich dagegen Resistenzen entwickeln, haben wir
nichts mehr in der Hand.“ Veterinärmedizinisch sei ein solches
Vorgehen nicht zu verantworten.

Die NRW-Kammern und die Bundestierärztekammer begrüßen daher sehr,
dass jetzt endlich eine neue Kontrollmaßnahme von der Politik
umgesetzt wird: Ab 2015 müssen Nutztierhalter ab einer bestimmten
Größe zweimal im Jahr die eingesetzten Antibiotikamengen an eine
Datenbank des BVL übermitteln. Überschreiten Sie einen Grenzwert,
müssen sie einen Maßnahmenplan zur Reduzierung entwerfen. „Das haben
wir schon seit vier Jahren gefordert. Jetzt hat die Politik endlich
reagiert“, sagte Dr. Uwe Tiedemann, Vizepräsident der
Bundestierärztekammer.

Die Vertreter der Tierärzte betonten aber, dass diese Maßnahmen
nicht im Zusammenhang mit der Problematik resistenter Keime in der
Humanmedizin stünden. „Die Resistenzproblematik in der Humanmedizin
ist nur zu einem sehr kleinen Teil Resultat der Tiermedizin“, sagte
Schmitt.

Antibiotika waren nicht das einzige Thema in Dortmund: Mit großem
Interesse verfolgten die Tierärzte auch die Diskussionen über die
Überwachung der Tierärztlichen Hausapotheken oder die kommende
Gefahrtierverordnung für NRW.

Pressekontakt:
Andreas Jankowiak
Tel. : 0251 98776-38
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