10 Euro – namentliche Nennung im Blog, 50 Euro – ein signiertes Buch der Trilogie, 250 Euro – eine große Comic-Originalseite von früher, 750 Euro – ein persönliches Treffen mit zwei Comicmachern: Peter Wiechmann hat sich einiges einfallen lassen, um selbst weniger eingefleischte Comicfans zu einem Sponsoring zu gewinnen. Zudem hat er einen Film gedreht, in dem er sein Vorhaben auf Youtube erläutert. Sogar Facebook hat er mit seinen 72 Jahren erstmals besucht, schließlich müssen auch im digitalen sozialen Netzwerk Förderer und Fans gewonnen werden.
Wie Markus Zabel von der Crowdfunding-Plattform mysherpas erläutert, stehen die Chancen für einen Projekterfolg umso besser, je mehr sich Projektinhaber für ihre Ideen einsetzen. Seit August 2010 betreibt der Münchner zusammen mit fünf Freunden die Internetplattform www.mysherpas.com. „In dieser Zeit wurden knapp 20 Projekte durchfinanziert. Mehr als 1.000 Spender haben für die Ideen anderer rund 100.000 Euro gegeben“, sagt Zabel. Aktuell wirbt nicht nur Wiechmann für sein Comic-Projekt um Geldgeber: Eine Fotografin braucht 12.000 Euro für ein Fotoprojekt über das Abschmelzen der Arktis, ein Student sucht 3.500 Euro für seinen Film über einen Amokläufer, ein Münchner will 3.000 Euro, um ein spezielles Kochbuch von und für Kinder herauszubringen. „Aktuell befinden sich zwischen 15 und 20 Projekte auf der Plattform – Tendenz stark steigend.“
In den USA gilt Crowdfunding als einer der Finanzierungstrends 2011. Auf Kickstar-ter, der erfolgreichsten Crowdfunding-Website, konnten unter anderem die Facebook-Alternative Diaspora, die iPhone-Halterung Glif und das iPod-Zubehör TikTok Mittel akquirieren, die weit über den erforderlichen Budgets lagen. Die Nach-richtenagentur Reuters sieht Crowdfunding als den Finanzierungstrend 2011 für kleine und mittlere Start-Ups. Auch Non-Profit-Organisationen, die auf eigenen Websites um Spenden werben, nutzen Crowdfunding-Portale, um größere Zielgruppen zu erreichen. Das Prinzip des Crowdfunding ist schnell erklärt. Nachdem die Projektinhaber ihre Idee auf der Plattform präsentiert haben, bleiben ihnen bis zu 90 Tage Zeit, die selbst gesetzte Summe zu erreichen. Gelingt dies, erhalten sie den Betrag abzüglich einer Handlingpauschale von 10 Prozent komplett ausgezahlt. Wird die Summer nicht erreicht, erhalten alle Spender ihr Geld zurück.
Deshalb gibt Peter Wiechmann alles, sein Ziel zu erreichen. „Keiner der knapp kalkulierenden Comic-Verlage geht heute das wirtschaftliche Risiko der hohen Vorkosten ein, die durch die sehr zeitaufwändige Bearbeitung der überformatigen PRIMO-Original-Seiten entstehen. Die digitalen Druckvorlagen müssten erst erarbeitet werden. Es ist unmöglich, die Produktionskosten über den Abverkauf der meist relativ kleinen Auflage zu refinanzieren“, erklärt Wiechmann.