Europa gilt seit 2002 als Polio-frei – eigentlich.
Aber zwei neue Fälle in der Ukraine zeigen, wie schnell sich das
ändern kann. Ein Grund mehr, den Impfschutz zu überprüfen.
Anfang September hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zwei
Fälle von Polio bestätigt – zwei Kleinkinder im Alter von vier Jahren
bzw. zehn Monaten aus der Westukraine sind betroffen.1 Das Gebiet
grenzt an Rumänien, Ungarn, die Slowakei und Polen. Das
Robert-Koch-Institut schreibt dazu: „Die Möglichkeit einer
Einschleppung von Polioviren nach Deutschland durch Einreisende aus
der Ukraine muss ernst genommen werden.“(1)
Politische Unruhen und Krieg führen oft zum Zusammenbruch des
Gesundheitssystems. In Syrien sind in Folge des seit Jahren tobenden
Bürgerkrieges die Polio-Impfraten von 91 (2010) auf 68 Prozent (2012)
gesunken.(2) Das Kinderhilfswerk UNICEF geht von wesentlich
niedrigeren Raten aus. Weil in dem Land seit 2011 keine
Routineimpfungen mehr durchgeführt werden, sei nur noch jedes zweite
Kind geschützt.(3) Für einen umfassenden Schutz, die Herdenimmunität,
sind laut WHO Impfraten von 80 bis 90 Prozent notwendig.(4)
In Deutschland scheinen solche Impfraten aber bei weitem nicht
erreicht zu werden – so das Ergebnis einer Ende 2011 durchgeführten
Befragung von 1.961 Jugendlichen und Erwachsenen u.a. zu ihrem
Tetanus-, Diphtherie-, Pertussis- und Polio-Impfstatus.(5) Bei 500
Teilnehmern konnte der Impfstatus anhand des Impfpasses überprüft
werden. Demnach verfügten nur etwa 31 Prozent der Jugendlichen und
Erwachsenen über einen vollständigen Polio-Impfschutz gemäß den
Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO). Bei den ab
60-Jährigen waren es nur 14 Prozent.
„Die große Mehrheit der mit Polioviren Infizierten zeigt keine
Symptome, aber das Virus kann über Wochen mit dem Stuhl ausgeschieden
werden: Ein Import von Polioviren kann zunächst unbemerkt
stattfinden, umso wichtiger ist ein umfassender Impfschutz“, sagt Dr.
med. Klaus Schlüter, beim Impfstoffhersteller Sanofi Pasteur MSD
Medizinischer Direktor und Geschäftsführer. In Anspielung auf die
Kampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
„Deutschland sucht den Impfpass“ ergänzt er: „Deutschland muss den
Impfpass nicht nur suchen, sondern ihn auch füllen. Wir müssen den im
Präventionsgesetz dokumentieren Willen der Stärkung der
Gesundheitsförderung jetzt umsetzen.“
1) RKI, Epidemiologisches Bulletin 2015: Poliomyelitis-Fälle in
der Ukraine; S. 411
2) RKI, Poliomyelitis-Fälle in Syrien – Gefahr der Einschleppung
nach Deutschland, Empfehlungen; aktualisierte Fassung vom
29.11.2013: http://ots.de/dDGZ7 (Letzter Zugriff
08.09.2015)
3) Unicef: Polio-Gefahr im Nahen Osten; 22. Juli 2014:
http://www.unicef.de/presse/2014/polio-syrien/54012 (Letzter
Zugriff 08.09.2015)
4) RKI, Epidemiologisches Bulletin 2012, 25: 227
5) Sanofi Pasteur MSD, Interne Daten 2011; Befragung einer für die
deutsche Bevölkerung repräsentativen Population durch GfK
Health Care
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