Es sind fast ausschließlich Frauenportraits, deren Spezialität diese ausdrucksstarken, sprechenden Augen sind. Diese Blicke – wissend , verstehend und von einer großen Grundtraurigkeit gezeichnet. Diese fixierte Flüchtigkeit des Augenblicks, die manche Portraits fast aus dem Bildformat huschen lässt und dem Betrachter von den unausgesprochenen, geheimnisvollen Geschichten der unbekannten Schönen erzählt.
Die zarten, nur dem Aquarell vorbehaltenen Farbverläufe unterstreichen die spontane Bildsprache der Künstlerin. Durch die hingehauchte, skizzenartige Darstellung geheimnisumrankter Frauengesichter erzeugt diese spezielle Maltechnik ihre einzigartige Bildwirkung. Oft, wie eine vom Winde verwehte Melodie, wie die Erinnerung an ein bestimmtes Parfum, an vergangene Schicksalsmomente.
„Wenn wir uns auf die Bilder von Marion Pohl einlassen, passiert es, dass wir emotional berührt werden. Heute, wo es Normalität ist, Provokantes, Hässliches & Schrilles zu zeigen, haben diese Bilder ohne Zweifel nichts damit zu tun. Die Stille, mit der sie die von der Künstlerin gewollten Gefühle transportiert, hat je nach Tagesform des Betrachters das, was betroffen macht. Und, was vielleicht wichtiger ist, ein Aushalten, ein Innehalten braucht. Wenn es schwer ist, Gefühle mit Worten zu beschreiben, wie dann erst mit Farbe und Form? Plötzlich sehen wir Bilder, die uns seltsam berühren, ja auch irritieren können. Bilder, klar in ihren Farben, Strukturen, Strichen und Flächen. Zu sehen als Gesichter & Figuren, scheinbar wie hingehaucht auf ihren Malgrund. Wenn man sich einlässt, schaut und anrühren lässt, kann es sein, dass man diese Augenblicke der Sinnlichkeit wirklich empfängt und für sich die lauteste Stille entdeckt, die man je gehört hat.“ Wolfgang Strankowski