Das deutsche Museumsportal informiert: Gustav Sack – Ein verbummelter Student. Enfant terrible und Mythos der Moderne.

„Gustav Sack (1885-1916) zählt zu den großen, zu Unrecht vergessenen Autoren der frühen Moderne. Forschung und Literaturwelt taten sich schwer mit einer Deutung des Schriftstellers. Die üblichen Stereotype, mit denen Literaturgeschichten operieren, versagen in seinem Fall. Den einen war er zu modern, den anderen zu konservativ“, so umschreibt Prof. Walter Gödden, Geschäftsführer der Literaturkommission für Westfalen beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), den aus Schermbeck im rheinisch-westfälischen Grenzgebiet stammenden Dichter. Gemeinsam mit Steffen Stadthaus hat Gödden dem Autor ein einjähriges Forschungsprojekt gewidmet. Die Ergebnisse präsentieren sie in einer Ausstellung im Museum für Westfälische Literatur in Oelde-Stromberg (Kreis Warendorf) und einem 250-seitigen Begleitkatalog, an dem weitere Literaturwissenschaftler und Autoren mitwirkten.

Die neuen Forschungsbeiträge zu Leben, Werk und Wirkung Sacks stellen den Autor als kompromisslosen, unorthodoxen Schriftsteller vor, der sich dem Zeitgeist radikal verweigerte. Er gleicht einem tragischen Helden, dessen rastloses Leben von immer neuen Schicksalsschlägen geprägt war. Sacks Bemühungen, im literarischen Leben Fuß zu fassen, scheiterten ebenso kläglich wie seine Versuche, sich dem Kriegsdienst durch die Flucht in die Schweiz zu entziehen. Die finanzielle Misere zwang ihn schließlich, als Soldat am Ersten Weltkrieg teilzunehmen.

Er starb, nur 31-jährig, 1916 in Rumänien – zu einem Zeitpunkt, als sich sein literarischer Durchbruch ankündigte. Den großen Erfolg seines Romans „Ein verbummelter Student“ erlebte der Autor nicht mehr. Später fand sein Werk, das im renommierten Fischer-Verlag erschien, prominente Fürsprecher wie Richard Dehmel, Erich Maria Remarque, Thomas Mann, Theodor W. Adorno oder auch Marcel Reich-Ranicki.

Sacks Nachlass befindet sich im Deutschen Literaturarchiv Marbach, was allein schon den literarischen Rang dieses Autors verbürgt. Zahlreiche Handschriften, Briefe, aber auch Zeichnungen, Fotos und Dokumente sind noch bis zum 9. Januar 2011 im Museum für Westfälische Literatur zu sehen. Gezeigt wird außerdem ein Filmfeature über den Autor, das an der Universität Paderborn erarbeitet wurde.

Ausstellung und Begleitkatalog erschließen die Aktualität eines Autors, dessen rebellische Attitüde viele Gemeinsamkeiten mit heutigen Avantgarde- und Underground-Poeten aufweist. Das Projekt zum 125. Geburtstag des Autors wurde unter anderem vom Landschaftsverband Rheinland und der Kulturstiftung Schermbeck unterstützt.

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