Der Künstler Michel Majerus starb 2002 im Alter
von 35 Jahren bei einem Flugzeugunglück. Die Festplatte seines
Notebooks, das der Computerfreak stets dabei hatte, konnte gerettet
werden – und damit sind auch Werke realisierbar, die es eigentlich
gar nicht mehr gibt. Eines dieser Werke ist der über hundert Meter
lange Schriftzug: „One by which you go in one by which you go out“,
der noch bis Ende März in einer retrospektiven Ausstellung im
Kunstmuseum Stuttgart zu sehen ist. Das Kunstwerk ist nach ersten
Angaben des Museums von 1998. Das ist aber nur bedingt richtig, denn
das Wandbild entstand postum.
Wie in der aktuellen Ausgabe des Kunstmagazins art zu lesen ist,
soll das Leben des Künstlers bisweilen chaotisch gewesen sein, nicht
so die Dateien seines Computers: Er dokumentierte Grundrisse,
Schriftgrößen, Schrifttypen und Aufrisse. Auf der Basis dieser
Informationen entstand das Wandbild des Schriftzuges: „Das Ergebnis
ist keine wilde Rekonstruktion. Ein Original ist es freilich auch
nicht. Wir bezeichnen es als temporäre Adaption“, erklärte Susanne
Küper, die bei der Galerie Neugerriemschneider in Berlin den Nachlass
des Künstlers betreut. Man könne sich fragen, ob man sich akribisch
an das Werk halte oder Spielräume nutze. In Absprache mit den Erben
von Majerus habe man sich für Letzteres entschieden. Die Stuttgarter
Arbeit soll nach der Ausstellung zerstört werden – außer es findet
sich ein interessierter Käufer.
Michel Majerus arbeitete bevorzugt mit Scanner und
Bildbearbeitungsprogrammen am Computer. Die Comic-Helden und
Mangafiguren sowie die Zitate aus der Kunstgeschichte hat er dann
traditionell mit Farbe und Pinsel auf Leinwände übertragen. Seine
Gemälde kommen heute auf dem Markt meist zu Preisen um 30.000 bis
50.000 Euro.
Tim Sommer, Chefredakteur art: „Es ist Zeit für einen Kodex, der
für Erben und für Kuratoren gilt: Man muss postume Anverwandlungen
unmissverständlich als solche deutlich machen, dem Publikum zuliebe –
und dem Künstler zum Schutz.“
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