Der Steinbruch war einst ein vom sowjetischen Militär betriebenes Arbeitslager. Die Gefangenen bauten hier unter extremen Bedingungen Kalkstein ab. Die ersten Holzkonstruktionen, Kasernen, wurden 1937–1938 gebaut. Zu dieser Zeit bestand das gesamte Gefängnis aus einem Wachposten, zwei Baracken für die Häftlinge, einer Fabrik und einem überdachten Bereich für Steinbrucharbeiter. Die Gefangenen bauten hier unter extremen Bedingungen Kalkstein ab. Zur gleichen Zeit nahm die Vasalemma Kalkstein- und Marmorfabrik ihren Betrieb auf und nutzte die Insassen des Gefängnisses als Zwangsarbeiter für die Produktion.
In den 1960er Jahren wurde das Gefängnis zu einer Kalksteinfabrik ausgebaut
Die Arbeiten im Steinbruch verursachten einen Wasserüberlauf des Grundwassers, der in einen kilometerlangen Graben gepumpt wurde, der die Siedlung Rummu mit Wasser versorgte und die nahe gelegenen Felder bewässerte. Im Jahr 1941 wurde das Gefängnis in ITK-2, dann ITU-2 und dann JUM-422/2 umbenannt. 1949 wurden das erste Zellengebäude aus Beton und um die hygienischen Bedingungen zu verbessern, ein erstes Sauna-Waschhaus auf dem Territorium der Strafkolonie gebaut.
Die heute sichtbaren Hauptgebäude des Gefängnisses wurden in den 1960er bis 1980er Jahren gebaut und entsprachen den damaligen Anforderungen einer Gefängniskolonie. Zunächst wurde das Gefängnis zu einer Steinbruch- und Kalksteinfabrik ausgebaut, in der täglich bis zu 400 Insassen zur Arbeit eingesetzt wurden. Als der Kalkstein in den 1970er Jahren erschöpft war, wurden die Häftlinge in der Metall- und Holzindustrie eingesetzt. Das Gefängnisgelände diente als Produktionsstätte für mehrere Fabriken und bediente auch die Bedürfnisse der Rüstungsindustrie. Die Häftlinge wurden oft gezwungen, in drei Schichten zu arbeiten.
Nach der politischen Wende wurden keine Gefangenen mehr eingesetzt
Nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit hatte Estland keine Verwendung für eine Industrie dieser Größenordnung und mit Änderungen im Rechtssystem endete das Konzept, Häftlinge zur Arbeit zu zwingen. Dies bedeutete auch, dass die Umleitung des Wasserüberlaufs stoppte und der Wasserstand auf der Westseite des Steinbruchs zu steigen begann. Arbeitsgeräte und sogar Häuser versinken teils oder gar vollständig. Durch den hohen Kalkgehalt des Wassers erstrahlt der neuen See bald in einem türkisblau, fast wie bei einer Lagune.
Nach der Schließung wurde die Kiesgrube überflutet und eine Touristenattraktion
Der Rummu-Steinbruch und das Murru-Gefängnis wurden am 1. Januar 2013 offiziell geschlossen. Heute ist der Steinbruch eine morbide Touristenattraktion, die auch international für Aufsehen sorgt. Familien grillen am Strand des Rummu-Sees, Menschen baden im türkisblauen Wasser, Festivals werden abgehalten, und als Tauchspot genießt der Ort heute weltweite Berühmtheit.