Berlin, 15. September 2009 – Lyrik und Literatur stellen eine neue Brücke für die Annäherung zwischen der arabischen Welt und Deutschland dar. Das zeigt nicht nur der regionale Fokus beim 9. internationalen literaturfestival berlin 2009, das noch bis zum 20. September läuft. Auch die erste deutschsprachige Veröffentlichung eines Gedichtbandes von S. H. Scheich Mohammed bin Rashid Al Maktoum – dem Herrscher von Dubai – gibt deutschen Lesern einen Einblick in die arabische Welt.
Etwa 40 arabische Autoren aus mehr als 20 Ländern präsentieren dem deutschen Publikum während des Berliner Festivals ihre Texte – und das in ihrer Muttersprache. Denn: Dolmetscher übersetzen ins Deutsche, um die Verständigung und den Meinungs-austausch zu gewährleisten. Joachim Sartorius, der Intendant der Berliner Festspiele, die das Literaturfestival veranstalten, sagt: „Die arabische Dichtung ist groß, aber sie ist in Europa noch weitgehend unbekannt. Ich bin überzeugt, dass Lyrik weltweit als Verständigungsmittel dienen kann. Sie vermag die kulturellen Brücken wiederaufbauen helfen, die von wachsenden Problemen und schnellen Veränderungen der heutigen Welt erschüttert wurden.“
Für den kulturellen Austausch zwischen arabischer und westlicher Welt sind jedoch Übersetzungen notwendig. So hat unlängst ein deutscher Verlag ausgewählte Gedichte von S. H. Scheich Mohammed bin Rashid Al Maktoum, dem Herrscher von Dubai, veröffentlicht. In der arabischen Welt ist Scheich Mohammed als einer der wichtigsten Beduinendichter bekannt. Jetzt liegen seine Gedichte zum ersten Mal auf Deutsch vor. Die Auswahl der Gedichte besorgte Joachim Sartorius. Er hat auch den Gedichtband mit einem Nachwort versehen.
In Europa gibt es nur wenige Werke dieses einzigartigen Genres der arabischen Dichtung. Überhaupt hat die traditionelle arabische Dichtung bisher nicht viele Übertragungen in europäische Sprachen erfahren. Zur Verbesserung der mangelnden Kenntnis beider literarischen Welten voneinander, hat deshalb die in Dubai ansässige Mohammed bin Rashid Al Maktoum Stiftung einen Langzeitplan entwickelt. Ziel ist es, ausgewählte deutsche Bücher ins Arabische zu übersetzen und umgekehrt.
Seit dem Besuch von Scheich Mohammed Anfang letzten Jahres in Berlin haben die kulturellen Beziehungen einen Schub erfahren. So gab es in Dubai mit dem Arabisch-Deutschen Literaturforum und dem Internationalen Poesie Festival bereits zwei Veranstaltungen, den fruchtbaren und kreativen Austausch miteinander zu ermöglichen. Der arabische Schwerpunkt beim 9. internationalen literaturfestival berlin 2009 trägt ebenfalls zu einem besseren Verständnis füreinander bei.
Anmerkungen für die Herausgeber:
Beduinen- und Nabati-Dichtung
Die arabische Dichtung ist filigran und facettenreich. Sie enthält viele Metaphern und etliche Vergleiche. Ihre Wurzeln reichen bis ins sechste Jahrhundert zurück. Die mündliche Dichtung geht der schriftlichen aber noch weit voraus. Ihr Ursprung liegt bei den Nomaden. Trotz heutiger Best-Seller-Autoren wie dem Algerier Rachid Boudjedra, dem verstorbenen Palästinenser Mahmoud Darwish oder dem Ägypter Khaled Al-Khamissi, kennen in Europa immer noch wenige die arabische Lyrik. Die traditionelle Nabati-Poesie ist ebenfalls unter den Namen „Dichtung des Volkes“ und „Beduinen-Dichtung“ bekannt. Sie ist einzigartig, kommt nur in der arabischen Welt vor und bildet einen wichtigen Teil des Kulturerbes am Golf und auf der Arabischen Halbinsel.