„Wenn der Riss besonders groß oder sehr weit zurückgezogen ist, oder die Rotatorenmanschette nach dem ersten Nähen erneut abgerissen ist, dann brauchen wir eine zusätzliche Methode, um sie wieder zu fixieren“, erklärt Wafeisade.
Ein typisches Patienten-Klientel ist der „mittelalte Handwerker“ zwischen 40 und 60 Jahren. Wenn beispielsweise Mauer oder Dachdecker in diesem Alter einen Unfall erleiden, sind ihre Sehnen nicht mehr ganz jung.
Im Bizeps-Muskel des Menschen gibt es zwei Sehnen. Die Hauptarbeit dieser beiden leistet die Hauptsehne außerhalb des Schultergelenkes. Die zweite, die lange Bizepssehne, hat dagegen kaum eine Funktion. Wafeisade: „Wir können sie also praktischerweise nutzen, um die Sehne der Rotatorenmanschette zu verstärken oder ein größeres Loch zu stopfen.“
Dabei kann die „aushelfende“ Sehne aus dem benachbarten Bizeps direkt innen durchgezogen werden. Bei Bedarf können die Ärzte sie jedoch auch herausnehmen, präparieren und wieder einziehen. Das Ganze wird arthroskopisch minimalinvasiv durchgeführt. Patienten spüren dadurch keinen Kraftverlust.
Die Bizepssehne als Rotatorenmanschetten-Ersatz ist jedoch nur eine von vielen Methoden, um eigentlich „nicht reparierbare“ Sehnenrisse wieder in den Griff zu bekommen. Aktuell laufen klinische Studien zu dem Verfahren. Wafeisade weißt jedoch darauf hin, dass die Methode „zwar vielversprechend“ aber nicht „der heilige Gral“ ist. Mit Hilfe der Bizepssehne lässt sich in der Rotatoren-Manschetten-Reparatur einiges verbessern, aber allein mit ihr gelingt das nicht. Zusätzlich muss es immer eine Teil-Rekonstruktion, einen Sehnentransfer oder ein Einkeilen geben.
Die lange Bizepssehne kann also immer nur ein guter Baustein von mehreren sein, so der Experte.
BVASK-Kongress 02.-03. Februar 2024, Düsseldorfer Medienhafen