Rezeptfälschungen, „Luftleistungen“, die zwar
abgerechnet, aber nie erbracht wurden sowie manipulierte Rechnungen
machen den Großteil der Fälle aus, denen das Antikorruptionsteam der
Betriebskrankenkasse Verkehrsbau Union (BKK VBU) nachgeht. Der
Zweijahresbericht für 2014 und 2015 zur Bekämpfung von Fehlverhalten
im Gesundheitswesen wurde jetzt dem Verwaltungsrat der Krankenkasse
vorgestellt.
Das Antikorruptionsteam der BKK VBU ist seit 2004 im Einsatz.
Allein in den letzten zwei Jahren gingen über 500 Hinweise auf
fehlerhaftes Verhalten zulasten der Versichertengemeinschaft ein. Sie
betrafen vor allem Leistungserbringer wie Ärzte, Apotheken,
Physiotherapeuten oder Pflegedienste, aber auch Versicherte. „Uns
weisen sowohl Kollegen als auch Mitarbeiter anderer Krankenkassen
oder die Polizei auf Ungereimtheiten hin“, erklärte Sinjo Bärwald,
Beauftragte zur Bekämpfung von Fehlverhalten im Gesundheitswesen bei
der BKK VBU. Oft komme den Krankenkassen-Ermittlern auch Kommissar
Zufall zur Hilfe: Es sei schließlich eher unwahrscheinlich, dass die
BKK VBU die Kosten für Physiotherapie im Hausbesuch übernehmen muss,
obwohl der Versicherte im gleichen Zeitraum wegen einer stationären
Behandlung im Krankenhaus doch gar nicht zuhause gewesen ist.
Bestätigt sich ein Hinweis als Betrugsfall, wird Strafanzeige
erstattet und ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Im
Berichtszeitraum wurden 191 Ermittlungs- bzw. Strafverfahren geführt,
die anderen Hinweise befinden sich teilweise noch in der Bearbeitung
oder wurden wegen Geringfügigkeit oder mangels hinreichenden
Tatverdachts eingestellt. „Es gibt natürlich auch einfache
Abrechnungsfehler oder Missverständnisse“, so Sinjo Bärwald, „die
sich im Nachhinein schnell aufklären lassen“.
Zu den Fällen, die sich als Betrug herausstellten, gehört
beispielsweise die Masche eines Pflegedienstes. Der Dienst
manipulierte nicht nur die Pflegebedürftigen dahingehend, wie sie
eine Pflegestufe erhalten, sondern er rechnete auch nie erbrachte
Pflegeleistungen ab und fiel zudem durch Urkundenfälschung auf: Die
meisten Mitarbeiter hatten nie eine Ausbildung zur Pflegefachkraft
absolviert. Ein zweites Beispiel betrifft einen Mann, der bereits
mehrfach wegen eines Betrugsmodells verurteilt worden war. Dies hielt
ihn jedoch nicht davon ab, nach der ersten Verurteilung wieder im
großem Stil Hilfsmittel wie Einlagen, Bandagen und orthopädische
Schuhanpassungen unter anderem mit der BKK VBU abzurechnen, die nie
ein Versicherter erhielt.
Insgesamt entstand der BKK VBU durch die betrügerischen
Manipulationen zwischen 1. Januar 2014 und 31. Dezember 2015 ein
finanzieller Schaden von rund 690.000 Euro. „Davon konnten bislang
ca. 250.000 Euro zurückgeholt werden“, berichtete die
Antikorruptionsbeauftragte. „Auch wenn die allermeisten Dienstleister
im Gesundheitswesen ordnungsgemäß abrechnen und die große Mehrzahl
unserer Kunden unsere Hilfe nur in einer tatsächlichen
Behandlungssituation einfordert, ist die Arbeit des
Antikorruptionsteams enorm wichtig, denn sie wirkt präventiv“,
betonte Andrea Galle, Vorständin der BKK VBU.
Pressekontakt:
Ellen Zimmermann
Pressesprecherin BKK VBU
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