Als die Pflegekräfte eintrafen, war die Freude groß. Der Empfang war sehr herzlich. „Die Pflegekräfte sollen sich wohl fühlen, und wenn möglich, sich eines Tages sogar wie zu Hause fühlen“, so der Klinikbetreiber. Die langfristige Perspektive sei ihm wichtig. Er steckte viel Mühe und Zeit in die Vorbereitung. Es wurden großzügige Wohnungen angemietet, die in der Nähe zur Fachklinik liegen. Darüber hinaus wurden Dienstwagen angeschafft, die auch privat genutzt werden dürfen. Und auch die Sprache kommt nicht zu kurz. Es wurde eine Deutschlehrerin eingestellt. Ziel ist, dass man sich mittelfristig auf Deutsch verständigen kann. Zwar kann der Klinikbetreiber Spanisch, jedoch sollen die Pflegekräfte vor allem mit den Patienten kommunizieren können. Diese aufwändigen Vorbereitungen erklärt die Personalagentur TTA Personal GmbH (http://www.tta-personalmedizin.de) folgendermaßen: „In Zeiten des Fachkräftemangels bewirbt sich nicht mehr nur der Bewerber beim Unternehmen, sondern auch umgekehrt das Unternehmen beim Bewerber. Wenn das Personal bleiben soll, muss man für ein attraktives Umfeld sorgen“, so der Geschäftsführer Oliver Nordt, der gemeinsam mit seinem spanischen Geschäftspartner Vicente Milán den Vermittlungsprozess organisiert hat.
Zuvor bereitete sich die spanische Gruppe in Madrid auf die Beschäftigung in Bayern vor: Neben fachspezifischem Vokabular lernten die Pflegekräfte das für Bayern so typische „Grüß Gott“. Sie absolvierten einen 10-wöchigen Sprachkurs auf Deutsch.
In der Stammbelegschaft sind die Neuankömmlinge herzlich Willkommen. Die vier neuen Pflegekräfte werden für eine deutliche Verbesserung sorgen. Für die Klinik ist es nicht das erste Mal und sicherlich auch nicht das letzte Mal, dass man ausländisches Pflegepersonal anwirbt. Allerdings, so eine Mitarbeiterin der Klinik, sei „jede Neueinstellung ein besonderes Erlebnis“. Neben spanischen Pflegerinnen beschäftigt die Klinik auch Mitarbeiterinnen aus Osteuropa. Ohne das Personal aus dem Ausland hätte man die Klinik bereits schließen müssen. Und da es immer schwieriger wurde, Personal aus Osteuropa anzuwerben, ging man den langen Weg nach Westeuropa. Denn in Spanien herrscht eine umgekehrte Situation. Die spanische Gewerkschaft für Krankenpflege spricht von einer Erwerbslosigkeit in der Pflege von nahezu 20.000 Krankenpflegern. Diese Situation hat sich auch durch den neuerlichen Aufschwung in Spanien nicht verändert. Es werden zu viele Pflegekräfte ausgebildet, die nach dem Berufsabschluss den Weg in die Arbeitslosigkeit antreten. Daher sind nordeuropäische Staaten in den Fokus für spanische Absolventen der Pflegewissenschaften getreten. Auch wenn in Spanien eine Krankenschwester ein vierjähriges Studium absolviert hat und bestens auf den Klinikalltag vorbereitet ist, muss sie die Koffer packen, wenn sie arbeiten möchte. So sind die vier Pflegekräfte nicht die einzigen Fachkräfte, die Spanien in den letzten Jahren verlassen haben. Man geht von ca. 60.000 spanischen Fachkräften aus, die sich derzeit in Deutschland befinden, unter ihnen ca. 1.000 Pflegekräfte.
Auch wenn der Spracherwerb schwierig erscheint, die Begrüßung auf Bayrisch klappt schon gut. Während der Klinikbetreiber die Frauen mit dem spanischen „Hola“ begrüßt, erwidern Sie „Grüß Gott“. So gelingt die Integration auf Bayrisch. Herzlich Willkommen in Deutschland!