Hörverlust im Beruf: Risiken erkennen und richtig handeln

Wenn Hören zur Belastung wird

Gespräche werden anstrengend. Stimmen überlagern sich. Hintergrundgeräusche lenken ab. Die Konzentration sinkt. Herr M., 49 Jahre alt, kennt diese Situation. Im Meeting versteht er nur noch die Hälfte. Er denkt an Stress oder Müdigkeit. Das Gehör bleibt unbeachtet.

Die Faktenlage ist klar:

Jeder sechste Berufstätige über 45 hat eine messbare Hörminderung.

Quelle: EuroTrak Germany 2022

Offene Büros, permanente Videokonferenzen und Geräuschquellen erschweren das Verstehen zusätzlich.

Hörverlust im Job bleibt oft unbemerkt

Schwerhörigkeit bedeutet nicht nur leises Hören. Sprache zu entschlüsseln erfordert Kraft. Betroffene verlieren Energie und machen mehr Fehler.

Erkennbare Folgen:

Rückzug aus Gesprächen

Unsicherheit im Team

sinkende Motivation

steigende Belastung

Die WHO warnt:

Unbehandelter Hörverlust erhöht das Risiko für Isolation, Depression und Stress.

Quelle: World Report on Hearing 2021

Warum viele Betriebe nicht reagieren

Sehtests, Rückenschulungen und psychische Gesundheit sind Teil des BGM. Hören bleibt oft ausgeklammert.

Ein Grund: Hörverlust ist unsichtbar. Anders als Rückenschmerzen zeigt er sich nicht sofort.

Viele vermeiden das Gespräch aus Angst vor Stigmatisierung. Rückzug beginnt häufig lange vor der Diagnose.

Quelle: World Report on Hearing, WHO 2021

Führungskräfte erkennen die Anzeichen nicht direkt. Eine Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz zeigt: Hören ist im BGM selten strukturell verankert.

Quelle: BAuA, Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit 2022

Krankenkassendaten belegen zusätzlich: Kommunikationsprobleme durch Lärm belasten Teams, besonders in offenen Büros.

Quelle: TK-Gesundheitsreport 2023

Prävention verbessert Zusammenarbeit und Leistung

Gezielte Vorsorge schützt Gesundheit und stärkt das Miteinander:

klare Kommunikation

weniger Missverständnisse

verlässliche Abläufe

sinkende Ausfallzeiten

Das Deutsche Ärzteblatt belegt: Frühzeitige Prävention senkt langfristig die Gesundheitskosten.

Quelle: Deutsches Ärzteblatt 2019

Erfahrungen aus der Praxis:

Als Hörakustikmeister beobachte ich: Viele Menschen im Berufsleben meiden Gespräche, bleiben still oder wirken abwesend. Der Grund liegt im Gehör – nicht im Willen.

Oft berichten sie von wachsender Unsicherheit. Rückzug erfolgt still, ohne direkte Anzeichen. Teams verlieren Leistung, bevor jemand reagiert.

Aufklärung, einfache Checks und klare Kommunikation wirken hier effektiv. Früh erkannt, lässt sich sozialer Rückzug verhindern.

Fazit: Hinhören schützt Teams

Verstehen bildet die Grundlage für Zusammenarbeit. Wer dauerhaft nicht folgen kann, zieht sich zurück. Leistung und Teilhabe sinken.

BGM-Verantwortliche integrieren das Thema Hören als festen Bestandteil moderner Gesundheitsstrategien. Neben Ergonomie und Sehkraft zählt das Gehör zur Arbeitsfähigkeit.

Hörvorsorge sichert Kommunikation, reduziert Belastung und stärkt Teams langfristig.

Über den Autor

Bernd Dotterweich

Hörakustikmeister I geprüfter Sachverständiger (BDSH e.V.) I Speaker I Experte für Hörgesundheit

Er begleitet Unternehmen bei der Einführung von Hörvorsorge im Arbeitsalltag und sensibilisiert für gesunde Kommunikation im Beruf.

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