Karneval in Lateinamerika – mehr als Samba in Rio!

Der brasilianische Karneval, vor allem der in Rio de Janeiro, eines der größten künstlerischen Spektakel unter freiem Himmel, dürfte in weiten Teilen der Welt wohl als DER Karneval schlechthin gelten. In Lateinamerika gibt es noch viele andere farbenfrohe und prächtige Karnevalsveranstaltungen, die nicht weniger leidenschaftlich als die brasilianischen sind.

In ganz Lateinamerika wird Karneval gefeiert – immer mit Musik, Tanz, Verkleidungen, Masken, Wägen, Umzügen und großen Auftritten. In manchen Ländern Lateinamerikas werden Passanten während der Faschingszeit mit Wasser bespritzt oder mit Mehl bestäubt.
Die Karnevalsfeierlichkeiten in der südlichen Hälfte des südamerikanischen Kontinents sind zwar nicht in aller Munde, jedoch nicht weniger sehenswert als ihre berühmten Nachbarn!

In Paraguay wird Karneval vor allem in Encarnación, ca. 370 km südlich der Hauptstadt Asunción, Caacupé und Villarrica gefeiert. An insgesamt acht Tagen, zwei pro Woche, finden in Encarnación große Umzüge im „sambódromo“ statt. Knappe Kostüme mit reichem Federschmuck, tolle Musik, fantasievoll dekorierte Karossen sind auch hier typisch. Die Umzüge beginnen in aller Regel erst gegen 22:00 Uhr und dauern ca. 5 Stunden. Oft wird anschließend die ganze Nacht durchgefeiert.

In Montevideo ist man stolz auf den längsten Karneval der Welt. Bereits Mitte Januar findet der erste Umzug, an dem bunte Wagen, Musikgruppen und Tänzer teilnehmen, statt. Anschließend wird ganze 40 Tage lang, bis Anfang März, mit verschiedenen Auftritten auf Bühnen oder in Theatern gefeiert. In musikalischer Hinsicht war der Karneval von Montevideo schon immer berühmt für seine “candombes”, ein Rhythmus, der zu Kolonialzeiten mit den afrikanischen Sklaven ins Land kam und sich dort zu einer eigenen Musikrichtung weiterentwickelte. „Candombe“ ist ein gattungsbestimmender Ausdruck für alle schwarzen Tänze, die damals von Afrika an den Rio de la Plata gelangten. „Candombe“ ist eine folkloristische Tanzbewegungsform der Afro-Lateinamerikaner am Río de la Plata. Im „Tango Argentino“ bzw. „Tango Ríoplatense“ (Tango vom Rio de La Plata) ist der Candombe einer von vielen Tanzstilen des Tangos, wie er besonders von den Afro-Lateinamerikanern in den Vororten, den “Arrabales”, getanzt wurde. Der Candombe ist, wie die Milonga, im 2/4-Takt notiert, unterscheidet sich von dieser aber durch den Einsatz von drei Trommeln, die den Takt vorgeben: piano, chico und repique. Beim Candombe stellen die Tänzer verschiedene traditionelle Figuren dar, wie den „escobero“ (Besenschwinger), die „mama vieja“ (alte Mutter) und den „gramillero“ (Medizinmann). Auch die Weißen musizieren in Montevideo: Die sogenannten “murgas” sind Musikgruppen, die satirische Texten, die fast ausschließlich von Trommlern begleitet werden, vortragen.

Im 20. Jahrhundert war der Karneval in Argentinien mehrmals verboten worden. Da der Karnevals-Brauch aber von Generation zu Generation weitergegeben wurde, hat er bis heute – teils mehr, teils weniger – überlebt. Die Fastnachts-Fans wollen zeigen, dass gute Laune und Freude Werte des täglichen Lebens sind, die man mit anderen teilen muss. Heute wird der Karneval an vier Wochenenden im Februar und März gefeiert.
In Buenos Aires war der Karneval schon immer ein Straßenfest – von allen für alle. Dort gehen heute vor allem die „murgas“ (Gruppen von Straßenmusikern) auf die Straßen und fordern, dass die Faschingsfeiertage, die von der Militärdiktatur (1976-1983) abgeschafft wurden, wieder zu nationalen Feiertagen erklärt werden.
Der Karneval der Küstengebiete und des Nordwestens sind in Argentinien sehr charakteristisch. In Provinzen wie Jujuy oder Entre Ríos, vor allem in der Stadt Gualeguaychú, die Fastnachts-Tradition voll und ganz aufrechterhalten. In Gualeguaychú z. B. beginnt die Karnevalszeit bereits Anfang Januar.
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