Kölner Stadt-Anzeiger: Gestresste Eltern blockieren die Entwicklung ihrer Kinder bis ins Erwachsenenalter

Köln. Kinder von gestressten Eltern laufen Gefahr, in
ihrer emotionalen Entwicklung bis ins Erwachsenenalter hinein auf dem
Stand eines Einjährigen zu verharren. Das sagt der Bonner
Kinderpsychiater Michael Winterhoff in einem Interview des Magazins
des „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Dienstagausgabe). „Die Kinder sind nicht
in der Lage Zusammenhänge zu erkennen. Sie können nicht aus
Konflikten lernen. Sich nicht in andere einfühlen“, beschreibt der
Autor des Buches „Lasst Kinder wieder Kinder sein“. Schuld daran
tragen seiner Meinung nach die permanente Erreichbarkeit und die
fehlenden Ruhepausen der Eltern. „Im Fernsehen sind wir bei allen
Katastrophen in der Welt live dabei. Halbstündlich. Auf allen
Kanälen. Für unsere Psyche bedeutet das: Wir sind mittendrin. Die
Psyche stellt sich um auf Katastrophe.“ Intuitive Kindererziehung
könne in diesem Modus nicht mehr stattfinden. „Wir versuchen nur noch
zu retten, was zu retten ist.“ Anders als in wirklichen
Katastrophenzeiten wie in Kriegen gäbe es aber gar keinen Grund für
diesen Überlebenskampf-Modus. Einen Ausweg aus dieser Situation biete
ein einmaliges Kontrastprogramm. Winterhoff schlägt fünf Tage Kloster
vor. Oder fünf Stunden Waldspaziergang allein und ohne Ziel. „Sie
müssen Ihre Psyche längere Zeit einem konträren Zustand aussetzen.
Dann sind Sie wieder in der Intuition. Sie wissen, wie Sie mit Ihrem
Kind umgehen müssen.“ Anschließend sei Stress – mit kurzen, bewussten
Auszeiten – wieder erlaubt. Eine Verbesserung der Beziehung zum Kind
sei unmittelbar zu spüren. Winterhoff plädiert nicht für ein Mehr an
Zeit mit Kindern, sondern dafür, sich während der Familienzeit ganz
auf das Kind einzulassen.

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