Kölner Stadt-Anzeiger: Kölner Kardinal Meisner will französischem Bischof Auftritt verbieten

Köln. Der Kölner Erzbischof, Kardinal Joachim Meisner
(78), will offenbar einen Auftritt seines französischen Mitbruders
Jacques Gaillot (76) in Köln verhindern. Wie der „Kölner
Stadt-Anzeiger“ (Dienstag-Ausgabe) berichtet, erinnert Meisner
Gaillot an ein Verbot aus dem Jahr 2004, auf Kölner Territorium tätig
zu werden. „Umso mehr erstaunt es unseren Erzbischof, dass Sie ihm
die geplante Veranstaltung in keiner Weise angekündigt haben“, heißt
es in einem Brief von Meisners Generalvikar Stefan Heße an Gaillot.
Wie die Zeitung weiter berichtet, wertet Gaillot das Schreiben als
Versuch, sein Kommen in letzter Minute zu verhindern. Er werde sich
diesem Ansinnen aber nicht beugen, stellte der 76-Jährige klar. Als
„bischöflicher Rentner“ dürfe er sich „überall auf der Welt frei
bewegen“, sagte Gaillot dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Dies habe er
Meisner auch schriftlich mitgeteilt. „Ich glaube, was hier zu erleben
ist, ist eine sterbende Welt“ , so Gaillot weiter. „Heutzutage
gehören Grenzen überwunden und nicht vertieft. Wir müssen lernen, uns
auch mit unterschiedlichen Meinungen zu akzeptieren.“ Er werde – wie
geplant nach Köln reisen, wo er am kommenden Donnerstag (24. Mai)
auf Einladung der „Karl-Rahner-Akademie“ über das Thema „Evangelium
und Moderne“ sprechen wird. Die Akademie sei von der Kirche
„unabhängig“, betonte Gaillot.

1995 hatte ihn Papst Johannes Paul II. als Ortsbischof abgesetzt,
nachdem sich Gaillot scharf gegen die restriktive
Einwanderungspolitik der damaligen französischen Regierung gewandt
hatte. Gaillot blieb Oberhirte des „virtuellen“ Wüstenbistums
Partenia (Algerien), das seit dem 5. Jahrhundert nicht mehr
existiert. Er setzt sich unter anderem für Obdachlose, Illegale und
Aids-Kranke ein und engagiert sich in der Friedens- und
Anti-Atomkraft-Bewegung. „Eine Kirche, die nicht dient, dient zu
nichts“, lautet der Titel eines seiner Bücher. 2004 hatte ihm Meisner
nicht nur einen Auftritt in einer Kirche des Erzbistums verboten,
sondern ihm später auch untersagt, das Territorium des Erzbistums
Köln zu betreten, um in weltlichen Räumen zu sprechen.

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