Die UNESCO verleiht den Titel Welterbe an Stätten, deren Kultur-
oder Naturbedeutung sie als außerordentlich für das Erbe der
Menschheit erachtet. Drei davon liegen auf den Balearen, die zudem
eine weitere Auszeichnung besitzen – das Biosphärenreservat, dessen
sich Menorca rühmen kann.
Unter den als Welterbe anerkannten Stätten gibt es Beispiele für
Kreativität, Orte von einzigartiger Schönheit, natürliche
Lebensräume, die für die Erhaltung der Artenvielfalt wichtig sind…
Das Erbe der Balearen jedoch besitzt eine gemeinsame und äußerst
wichtige Eigenschaft – es repräsentiert das harmonische Zusammenleben
des Menschen mit der Natur, mit seinem Lebensraum, nicht nur ohne
diesen zu zerstören, sondern als Beitrag zur Entstehung eines Werks,
in dem die Natur mit Traditionen und Kultur verschmilzt. Dieses Erbe,
das es zu pflegen und zu schützen gilt, kann jedoch von den Menschen,
die es bewohnen, und den Besuchern, die jedes Jahr auf der
Inselgruppe zu Gast sind, genutzt werden.
Die Serra de la Tramuntana
Den Nordwesten der Insel Mallorca durchzieht, einem Rückgrat
gleich, die Serra de la Tramuntana, die sich über 90 km Länge auf
insgesamt 1.000 km2, also nahezu 30 % der Fläche Mallorcas,
erstreckt. Die Ausweisung des Gebirgszugs als Welterbe durch die
UNESCO erfolgte in der Kategorie Kulturlandschaft als Ergebnis von
Austausch und Symbiose zwischen den vormals ansässigen Kulturen und
den von ihnen – in erster Linie zu Produktionszwecken – geschaffenen,
stets von der physischen Umwelt bedingten Werken. Aus dieser
Interaktion zwischen Natur und den darin lebenden Menschen entstand
ein Werk, in dem sich Traditionen, Kultur, landschaftliche Schönheit
etc. mischen, kurzum – die eigene Identität der Region. Die Serra de
la Tramuntana war das erste Reiseziel der Insel. Hierher kamen die
ersten Besucher, die im Mallorca des frühen 20. Jahrhunderts zu Gast
waren. Pioniere wie Erzherzog Ludwig Salvator von Österreich, der
Aussichtspunkte errichtete, damit die Besucher diesen Küstenbereich
betrachten konnten, legten den Grundstein für die Ankunft zahlreicher
weiterer Reisender in diesem Teil der Insel, von der sogar Kaiserin
Sissi fasziniert war. Heute ist die Serra de la Tramuntana ein
international bekanntes Besucherziel, in dem etliche Routen die
Möglichkeit zur Erkundung der Gegend und ihrer Schätze bieten.
Darunter etwa die Bahnstrecke nach Sóller, die Literaturroute von
Valldemossa nach Pollença oder die Ruta de la Pedra en sèc
(Trockenstein-Route). Letztere vermittelt einen Einblick in
Landschaften mit Trockensteinmauerei, einem traditionellen
Bauverfahren, bei dem zum Zusammenfügen der Steine kein Mörtel
verwendet, sondern lediglich die richtige Platzierung basierend auf
dem größtmöglichen Kontakt zwischen den Elementen und die Wirkung der
Schwerkraft eingesetzt wird. Die Route folgt dem Fernwanderweg GR221
und ist rund 283 km lang. Auf ihren einzelnen Etappen finden sich
mehrere Hütten, die dem Wanderer Unterkunft und Verpflegung bieten.
Dabei handelt es sich um restaurierte alte Häuser im traditionellen
Baustil des Tramuntana-Gebirges, die somit in die Landschaft
integriert sind und das Kulturerbe der Region respektieren. Neben den
Wegen, Terrassen, Mauern und weiteren Trockenmauerbauten finden sich
in der Landschaft der Serra de la Tramuntana auch
wasserwirtschaftliche Bauwerke als Zeugen für die Aktivität des
Menschen, der über Jahrhunderte hinweg seinen Einfallsreichtum zur
Nutzung des Wassers vervollkommnete. Ein weiteres Beispiel für das
Zusammenwirken der Handlungen der Gebirgsbewohner mit der Natur.
Ergänzt wird das Landschaftsbild durch einige, für die bäuerliche
Kultur der Region repräsentative Gebäude. Es handelt sich um die
possessions, ländliche und bäuerliche Anwesen, die früher echte
selbstversorgende Einheiten bildeten, rund um einen Gebäudekern, die
casa de possessió. Diese Anwesen gingen aus der Landverteilung an den
Adel im 13. Jahrhundert hervor und beruhen auf den vormals
bestehenden maurischen Gehöften.
Dalt Vila – das Herz Ibizas
Das Welterbekomitee der UNESCO stufte die von Wehrmauern umgebene
Altstadt Dalt Vila in der Stadt Ibiza als besterhaltene Festung im
Mittelmeerraum ein. Aus diesem Grund erklärte es im Jahr 1999 nicht
nur den besagten Altstadtbereich, sondern auch die vor den Mauern
liegenden Viertel La Marina, Sa Penya und Es Soto sowie die
ehemaligen Kulturgärten Ses Feixes, die Phöniziersiedlung Sa Caleta
und die Nekropole des Puig des Molins zum Weltkulturerbe. Obwohl es
bei Dalt Vila nicht um Natur, sondern einen Stadtbereich geht,
bestehen die Renaissance-Mauer und die von ihr befriedete Stadt
(ähnlich der Situation in der Serra de Tramuntana) seit Jahrhunderten
neben ihren Bewohnern und den Millionen Besuchern, die sich jedes
Jahr hier aufhalten. In perfekter Harmonie in einem eindeutigen
Beispiel für Nachhaltigkeit. Denn das Stadtviertel ist nicht nur der
Ort, an dem seine Bewohner von morgens bis abends leben, sondern auch
der Schauplatz großer Kunst-, Kultur- und Gesellschaftsevents. Die
aus sieben Wällen bestehende Mauer und die von ihr geschützte Stadt
entstanden im Rahmen eines Modernisierungsplans der Küstenwehranlagen
im Mittelmeerraum, den die Könige Karl I. und Philipp II. in einer
Zeit vermehrter kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen Spanien
und Frankreich sowie dem Osmanischen Reich veranlassten. Daneben
diente die Mauer zur Verteidigung der Stadt gegen Piratenangriffe.
Danach blieb sie jahrhundertelang weiter bestehen und ist nicht nur
ein historischer Zeuge jener Zeit, sondern ein wertvolles Gut der
gesamten Menschheit.
Welterbe am Meeresgrund
Charakteristisch für die Inselgruppe der Pityusen, Ibiza und
Formentera, ist unter anderem ihr klares Wasser und dessen ganz
besonderer Blauton. Nur wenige Menschen wissen, dass diese markante
Farbe der reinigenden Wirkung einer nur im Mittelmeer heimischen
Pflanze, die sich hier in Form einer großen Wiese ausbreitet, zu
verdanken ist. Obwohl Neptungras im Wasser lebt, ist es keine Alge,
sondern eine blühfähige Pflanze mit Wurzeln, Stängeln und Blättern.
Außerhalb Formenteras blüht die Pflanze jedoch in der Regel nicht.
Die Neptungraswiesen bilden wahre Dschungel und den idealen
Lebensraum für zahlreiche Tierarten, denen sie Zuflucht bieten.
Daneben produzieren die Pflanzen große Mengen an Sauerstoff und sind
in der Lage, Riffe zum Schutz der Küste und zur Erhaltung ihres
Gleichgewichts zu bilden. Wenn man einen Eindruck von der Bedeutung
dieser Mittelmeerpflanze hat, verwundert es nicht, dass die
Neptungraswiese, die sich zwischen den Inseln Ibiza und Formentera
erstreckt und als besterhaltene des ganzen Mittelmeers gilt, als
Welterbe ausgewiesen ist. Dieses Naturschutzgebiet ist ein Paradies,
das die Taucher unter den Besuchern vollstens genießen können. In
Formentera überrascht die Vielfalt an Meereslandschaften, die sich
dem Taucher auf kleinstem Raum bietet: Höhlen, Schiffswracks, Klippen
und die besterhaltenen Neptungraswiesen des Mittelmeers. Das Wasser
zeichnet sich durch eine ausgezeichnete Sichtweite von bis zu 50 m
aus. Das wird von Besuchern, die ihres einzigartigen Meeresgrunds
wegen auf die Insel kommen, sehr geschätzt.
Inselweites Biosphärenreservat
Die UNESCO vergibt auch diesen Titel, den Menorca 1993 für die
hohe Kompatibilität zwischen wirtschaftlicher Tätigkeit,
Ressourcenverbrauch und Erhaltung von Kulturgut und Landschaft, die
man auf der Insel in außerordentlicher Qualität erzielt hat, erhielt.
Das Kernstück des Biosphärenreservats ist der Naturpark Albufera des
Grau im Nordosten Menorcas. Er ist das wichtigste Feuchtgebiet der
Insel und seine 5.100 ha Fläche umfassen deren wesentliche natürliche
Lebensräume, die auch in sehr gut erhaltenem Zustand sind.
Feuchtgebiete, Wälder aus wilden Olivenbäumen, temporäre Teiche,
Dünensysteme, Seegraswiesen und Küsteninseln sind die Heimat
unzähliger endemischer Arten und so wichtiger Vertreter der Tierwelt
wie der Balearen-Eidechse oder des Fischadlers. Die Albufera des Grau
ist ein 70 ha großer und bis zu 3 m tiefer Teich. Dank der hier
lebenden Wasserpflanzen und Fische dient er unzähligen Wasservögeln
als Aufenthalts- und Rastort. Der Küstenstreifen und die
vorgelagerten Felseninseln sind der einzige Ort, an dem sich manche
endemische Arten, darunter die erwähnte Balearen-Eidechse oder als
socarells bezeichnete niedrige, stachlige Büsche, finden lassen. Im
Meer bilden Neptungraswiesen den Lebensraum zahlreicher Tierarten.
Auf der Waldfeldbaufläche des Parks im Inselinneren wechseln sich
Baumbestände mit Weiden ab. Zur Erhaltung dieses Gleichgewichts ist
die seit jeher hier betriebene Landwirtschaft wesentlich. Ein
weiterer Zeuge menschlicher Aktivität ist das überall im Park
anzutreffende ethnologische Kulturgut in Form von Brunnen etc.
Zwischen Schluchten und Dünen
Ein weiterer, aus ökologischer Sicht wichtiger Lebensraum Menorcas
umfasst die Schluchten des Migjorn, den einzigen Ort, an dem sich mit
Sicherheit das ganze Jahr über Wasser findet. So trifft man hier
neben Steineichen und wilden Olivenbäumen Binsen, Ulmen und einige
nur hier vorkommende Pflanzen. In den Steilwänden nisten
Schmutzgeier, und die Höhlen, einziger Lebensraum verschiedener
Greifvögel, sind wahre Laboratorien der Evolution, in denen man zum
Teil Insekten und Schalentiere entdeckte, die nur in einer einzigen
Höhle beheimatet sind. Manche dieser Höhlen wurden schon seit Beginn
menschlicher Präsenzt in Menorca vom Menschen bewohnt. Der Park
umfasst weitere wichtige, für Naturfreunde sehr interessante
Schauplätze wie etwa die Salinen von Addaia und Mongofra aus dem 19.
Jahrhundert. Ebenso zu den wichtigen Ökosystemen gehören die Dünen,
von denen es auf Menorca 28 gibt, und die der Insel vorgelagerten
kleinen Felsinseln, die von hohem Umweltinteresse sind. Die dort
lebende Fauna und Flora besteht zu einem Großteil aus einheimischen
und mitunter sogar nur hier vorkommenden Arten. All diese Schätze,
denen Menorca seinen Status als Biosphärenreservat verdankt,
existieren nicht im Verborgenen, sondern stehen allen Besuchern
offen. So gibt es etwa im Naturpark s’Albufera des Grau Führungen und
Lehrpfade. An der Küste bestehen neben Strand- und Meergenuss die
unterschiedlichsten Wassersportmöglichkeiten, für die man sich am
besten an die Bootssportzentren wendet. Zu den reizvollsten
Möglichkeiten, die Natur Menorcas aus nächster Nähe kennenzulernen,
zählt der GR 223 oder Camí de cavalls (Pferdeweg), der zum Netz der
Naturwege des Ministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt
(Magrama) gehört. Die 200 km lange Route umrundet die gesamte Insel
und ist ein restaurierter Militärweg aus der Zeit der Briten, den die
Kuriere zu Pferd zurücklegten. Wandern, Radfahren und Reiten ist auch
auf den landwirtschaftlichen Wegen Menorcas und seinen 6 markierten
Radwegen möglich. Um Besuchern das Kennenlernen des historischen und
kulturellen Erbes Menorcas zu erleichtern, wurde das Netz der
Sehenswürdigkeiten Menorcas (Red Menorca Monumental) eingerichtet.
Dieses umfasst 27 Sehenswürdigkeiten, angefangen von Megalith-Stätten
bis hin zu Museen.
Pressekontakt:
Efetur
E-Mail: info@efetur.es
Tel.: +34 91 346 7160
www.efetur.com