Seit den späten 60er-Jahren hat das Problem
einen Namen: Gentrifizierung. Es besagt, dass sich gutgestellte
Mittelklassefamilien oder Yuppies in urige Stadtviertel mit
unverwechselbarem Charme einkaufen und alteingesessene Bewohner
vertreiben. Neu gebaute Wohnviertel gleich welcher Güteklasse haben
diesen Zauber nicht; jedenfalls kenne ich kein einziges. Fontane
sagt: „Das Alte ist immer interessant – das Neue wechselt mit den
Moden.“ Ist die Renditeerwartung attraktiv, muss auch schon mal eine
Kultkneipe wie die „Schwabinger 7“ fallen; Ober sticht Unter. Viele
Städte haben aber längst erkannt, dass man Investoren besser nicht
alles durchgehen lässt, ob in Berlin-Neukölln, dem Hamburger
Schanzenviertel oder dem Münchner Westen. Bewohner, die raussaniert
werden sollen, sprechen von „Atmo-Schnorrern“ und von
„Schickisierung“. Und sie wissen sich intelligent zu wehren. Sie
hängen gerne Aldi-Tüten vors Fenster oder falsche Zettel ans Haus:
dass man verprügelt worden sei, nur weil man Porsche fährt und
dringend Tatzeugen sucht.
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de