Neue OZ: Kommentar zu Israel / Deutschland / Musik

Vermintes Terrain

Das Ende vom Wagner-Traum in Israel kommt nicht überraschend.
Jonathan Livny, der Vorsitzende der israelischen Wagner-Gesellschaft,
wusste um die Proteste, die ihm wegen seines Wagnerkonzerts
entgegenschlagen würden. Vielleicht hat er die Dimension des
Entrüstungssturmes unterschätzt. Dass die Universität mit
fadenscheinigen Argumenten aussteigt, zeigt indes nur, wie vermint
das Terrain Wagner in Israel immer noch ist.

Daniel Barenboim hat dazu aufgefordert, Wagners Musik von seiner
Ideologie zu trennen, wie recht er doch hat. Nur: Für die
Überlebenden des Holocaust bleiben Wagner und Judenmord untrennbar
verknüpft. Das ist eine Folge der Vereinnahmung Wagners durch die
Nazis, doch darf man Wagner deshalb nicht von Schuld freisprechen:
Ein Pamphlet wie „Das Judentum in der Musik“ hat den braunen
Vordenkern eben auch wunderbar in die Hände gespielt. Längst könnte
die Forschung zu dieser Verflechtung weiter sein, wäre das Haus
Wagner in Bayreuth hier seiner Pflicht früher nachgekommen.
Vielleicht wären dann auch die Proteste gegen ein Wagner-Konzert in
Israel leiser.

Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
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