Neue OZ: Kommentar zu Konkurs des Philadelphia Orchestra

Menetekel für die Kultur

Kultur muss sein. Wer möchte dieser Forderung nicht zustimmen? Der
Konkurs des weltberühmten Philadelphia Orchestra erinnert nun
schmerzhaft daran, dass Kultur – zumindest als Kulturbetrieb mit
seinen Institutionen – von ihrer Ermöglichung abhängt. Dabei spielt
für das aktuelle Beispiel eine untergeordnete Rolle, dass Amerikas
Kulturszene nur sehr begrenzt auf öffentliche Unterstützung zählen
kann und nun daran leidet, dass im Strudel der Finanzkrise genau die
Kapitalerlöse zerstoben sind, mit denen Stiftungen Kulturhäuser
maßgeblich unterstützen.

Der selbstzufriedene Verweis auf das deutsche Modell öffentlicher
Kulturfinanzierung verbietet sich. Er wäre nicht nur arrogant,
sondern als Realitätsverkennung auch ignorant. Denn auch hierzulande
verdankt sich Kultur oft nicht mehr der Vollversorgung aus
öffentlichem Budget. Viele Kulturangebote gibt es nur, weil viele
Partner sie gemeinsam möglich machen – und weil genau gerechnet wird.
Diese Tugend scheint in Philadelphia übrigens vernachlässigt worden
zu sein. Der Konkurs hat auch hausgemachte Gründe. Umso schlimmer.
Ein Kulturmenetekel ist er allemal.

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