Neue OZ: Kommentar zu Kunst / Archäologie / Ägypten

Zeitlose Projektionsfigur

Wie sie gelebt hat und was ihre Persönlichkeit ausmachte, darüber
wissen wir allzu wenig Gesichertes. Vielleicht gerade deshalb werden
in die Figur der Nofretete Träume und Idealvorstellungen
hineinprojiziert, wie allenfalls in die schöne Helena der Antike.
Mädchen und Frauen bestaunen die ebenmäßigen Gesichtszüge der
berühmten Büste, den unnachahmlich langen, schlanken Hals, den
exotischen Schnitt der Augen, und gäben viel dafür, so auszusehen wie
sie.

Stolz, Selbstbestimmtheit und Disziplin sprechen aus den markanten
Zügen einer nicht mehr ganz jungen Frau. Doch ob das alles so war, ob
Nofretete nicht von total anderen Werten bestimmt war, als sie
unseren Vorstellungen von einer emanzipierten Frau entsprechen, wer
weiß es genau. Und so fasziniert auch nach 100 Jahren dieses
Nikolausgeschenk für die deutsche Archäologie. Sie schert sich nicht
um das eifersüchtige Gezänk um sie, das in Helenas Fall einen Krieg
ausgelöst hat. Und demonstriert eines übersehbar: dass sie Ägypterin
war und bleibt.

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