Neue OZ: Kommentar zu Kunst / Geschichte / Nationalsozialismus

Ein guter Aspekt

Es gefällt uns nicht: Aber sieben Jahrzehnte nach dem Untergang
des NS-Staates wirkt der nationalsozialistische Geist in Kunst und
Kultur immer noch nach. Musik und Musiktheater haben das schon länger
erkannt: Seit gut 15 Jahren erobern Werke von Ernst Krenek, Erwin
Schulhoff oder Erich Korngold wieder die Musiktheater- und
Konzertbühnen. Lange Jahre waren sie, dank der gut geölten
Diffamierungsmaschinerie der Nazis, so gut wie vergessen. Auch noch,
als der NS-Staat längst untergegangen war.

Dabei litten keineswegs nur die Zeitgenossen unter dem
Kulturterror. Auch Komponisten wie Mendelssohn oder Mahler hatten es
nach 1945 schwer, wieder Fuß zu fassen – so stark hatte sich das
braune Denken in den Köpfen festgesetzt.

Nun lenkt der Schwabinger Kunstfund den Blick auf bildende
Künstler, die, von den Nazis aus dem kollektiven Kulturgedächtnis
getilgt, verschwunden geblieben sind. So konfrontiert uns der Fall
Gurlitt damit, wie wir mit jener als verfemt diffamierten Kunst
umgehen – wenigstens ein positiver Aspekt in diesem Spektakel.

Ralf Döring

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Neue Osnabrücker Zeitung
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