Neue OZ: Kommentar zu Kunst / Messen

Gesicherte Werte – mitten in Krisenzeiten

Flugverbotszone über Libyen, Gedränge im Luftraum über Maastricht:
Im bizarren Kontrast der Bilder wird sichtbar, wie reibungslos der
Handel mit sündhaft teuren Kunstobjekten funktioniert, während ganze
Weltgegenden im Chaos versinken. Man mag es skandalös finden oder
auch nicht, aber die Kunst ist sich als Welt genug. Vor allem als
Transaktionsgeschehen koppelt sie sich ab. Und das umso rigoroser, je
heftiger Krisen aller Art unsere Zeit durchschütteln. Gerade der
Handel mit Spitzenkunst garantiert, was Leute mit sehr viel Geld
jetzt suchen: Wertbeständigkeit.

Wie gut nur, dass die Kunst mehr ist als eine Ansammlung von
Wertanlagen. Kunst: Das meint nicht nur sündhaft teure Objekte,
sondern auch verfeinerte Wahrnehmung, medialen Bildertausch, schnelle
Krisenreaktion. Die Krisen der Welt produzieren gerade neue,
unerhörte Bilder. Sie werden schnell in den Blutkreislauf der Kunst
eingehen und dort zu Zeitdiagnosen verarbeitet werden. Ob
explodierende Atommeiler oder triumphierende Freiheitskämpfer:
Umbrüche vollziehen sich über Bilder, weltweit. Manchmal werden die
zu Klassikern – und damit wieder sündhaft teuer.

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Neue Osnabrücker Zeitung
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