Neue OZ: Kommentar zu Literaturnobelpreis

Ein Sieg für die Literatur

Keiner der ewigen Favoriten wie Philip Roth, auch nicht
Paradiesvogel Bob Dylan – die leise, aber wortgewaltige Alice Munro
erhält den Literaturnobelpreis. Das ist ein Sieg für die Literatur
und für die Short Story als einer ihrer gern unterschätzten
Gattungen. Denn dieser Nobelpreis ehrt die Autorin, keine politische
Aktivistin. Der Preis gilt der literarischen Leistung, nicht einem
politisch korrekten Engagement.

Zugleich setzt das Votum für Munro einen spürbaren Gegenakzent zu
einigen fragwürdigen Entscheidungen der letzten Jahre. Mit Mo Yan
wurde 2012 ein chinesischer Romancier geehrt, dessen Nähe zu den
Machthabern im Reich der Mitte Kritik herausfordern musste. 2008
verwunderte das Votum für den international eher unbekannten
Franzosen Jean-Marie Gustave Le Clézio. Die Wahl Alice Munros
verdient hingegen breiten Konsens.

Die Vergabe des Literaturnobelpreises bestätigt auch das Gespür
eines Publikums, das sich von Buchmarkt-Moden nicht blenden lässt und
einer starken Autorin die Treue hält.

Kleiner Wermutstropfen aus Osnabrücker Sicht: Die
Remarque-Friedenspreisträgerin Swetlana Alexijewitsch hat den
Nobelpreis nicht erhalten. Immerhin zählte die weißrussische Autorin
zum engeren Favoritenkreis. Allein das bestätigt schon die Wahl der
Osnabrücker für ihren Remarque-Friedenspreis.

Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

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