Neue OZ: Kommentar zu Medien / Print / Verleger / Hitler

Tabu verliert an Reiz

Auch das unbeschreiblich Schaurige und Willkürliche hat leider
seinen Reiz – vor allem, wenn es verboten ist. So werden vor allem
Jüngere, ohne „Mein Kampf“ aus Erbbeständen im Bücherschrank, weniger
am kritisch-kommentierenden Part interessiert sein als am
Hitler-Originaltext selbst. Schon allein, um mitreden zu können, wenn
die Kampfschrift zum Pausenhofgespräch wird.

Prinzipiell dürfte die Zeit einigermaßen reif sein für McGees
Projekt. Doch entscheidend wird sein, wen die Lektüre antrifft: den
nur historisch Neugierigen, oder den vermeintlich (politisch)
ausweglos Unzufriedenen, der sich braune Heilslehren zusammenklauben
will. Der fand bislang auch ohne die nun leicht zugängliche
Hitler-Lektüre zu entsprechenden Quellen. Doch das vom Tabu befreite,
kenntnisreichere öffentliche Gespräch über dieses Buch wird ihm seine
Argumentation schwerer machen, solange demokratische Mechanismen
funktionieren

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