Betroffen und ergriffen
Seit September schildert eine Ausstellung im Berliner
„Tränenpalast“ das Drama der deutsch-deutschen Grenze. Wer die Schau
besucht, wird beobachten: Hier spielten sich nicht nur während der
Teilung ergreifende Szenen ab. Auch heute noch stehen die Menschen
sichtbar bewegt an den Vitrinen, erinnern sich eigener Erlebnisse und
erklären Kindern die Familiengeschichte.
Das Beispiel beleuchtet eine zentrale Funktion historischer
Museen: Sie schaffen Gesprächsanlässe. Damit bilden sie Geschichte
nicht nur ab, sondern stoßen erst an, was als Oral History längst zum
Gegenstand der Forschung geworden ist: die Unterfütterung politischer
Ereignisse mit der vielfältigen Erfahrung der Betroffenen.
Wenn nun ein weiteres Haus in Berlin sich dem Alltag in der DDR
widmet, ist das nur zu begrüßen. Eine Auswahl aus 160 000 Objekten
wird die Wirklichkeit hinter Schlagworten wie Mauer und Stasi
sprichwörtlich begreifbar machen. Besser kann man historiografischen
Klischees, Vereinfachungen und der Ostalgie nicht vorbeugen.
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