Nicht mehr zu vermitteln
Billigmusiker aus Osteuropa als Auffüllreserve für bestreikte
Opernhäuser im Westen? Was nach der zynischen Idee eines alerten
Kulturmanagers klingt, ist zu einem Teil seit Jahren Realität. Ob
Orchester, Ballettkompagnien oder ganze Operntheater: Künstler aus
Osteuropa liefern für knapp bemessene Gagen auf deutschen Bühnen ihre
Gastspiele ab. So sichern ganze Ensembles ihr Überleben.
Die Drohung mit den Discountpreisen, für die Musiker aus Rumänien
oder Polen angeblich zu haben sind, kopiert in verblüffender
Ungeschminktheit die Usancen abgebrühter Gewinnmaximierer. Zugleich
muss die Kritik jedoch auch an die streikenden Musiker gerichtet
werden. Gerade das Tarifgezanke im Orchestergraben ist der
Öffentlichkeit schon lange nicht mehr zu vermitteln – erst recht
nicht in einem Berlin, das sich drei Opernhäuser leistet.
Was nun hängen bleibt, sind zwei Bilder, die beide nicht
zuträglich sind: auf der einen Seite verwöhnte Musikbeamte, die
kleinlich auf Besitzstände pochen, auf der anderen Seite
Opernmanager, die mit der Geduld auch die Übersicht verlieren.
Gefragt sind nun allerdings vor allem die Musiker selbst. Ist es
wirklich eine Zumutung, in einem anderen Berliner Opernhaus
einzuspringen? Die klare Antwort: Nein!
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