Mit der Uraufführung von Albert Ostermaiers Komödie
„Gold. Der Film der Nibelungen“ eröffnen am 15. Juli die Wormser
Nibelungenfestspiele. Erzählt wird darin von Dreharbeiten – das
Königinnendrama der Saga eskaliert auch hinter den Kulissen. „Dass
ausgerechnet in der Kunst, im Film, im Theater, wo wir vorgeben, um
eine moralischere Welt zu kämpfen, die einzige Moral die Arbeitsmoral
ist und alle Verhältnisse hierarchisch und ausbeutend“, erläutert
Ostermaier im Gespräch mit der in Berlin erscheinenden Tageszeitung
„neues deutschland“ (Ausgabe 9./10. Juli), „das ist eine Ironie der
Geschichte“. Ostermaier spricht von der Gegenwart als einer
„narzisstisch gestörten Welt“ und einer „Diktatur der Oberfläche ohne
Tiefenschärfe“. Als Ausnahme im Bereich der Politik nennt Ostermaier
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, mit dem er befreundet
ist. Der sei „ein Politiker, dem alles Zynische, alles Narzisstische
fremd ist; er verschreibt sich ganz seiner Leidenschaft, das Leiden
abzuschaffen, wo es nur geht – oder zumindest es zu verringern.“ Auf
die Frage, ob ein Künstler nicht Distanz zur Politik zu wahren habe,
antwortet Ostermaier: „Man darf seine eigene Dichtung nicht
kompromittieren, gewiss, aber muss doch alles dafür tun, Politik zu
verstehen. Und das lernt man mehr durch Zuhören als durch
Besserwissen.“
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