BER droht offenbar neuer Zeitverzug – Viele Firmen
bestehen auf Nachforderungen
Für den BER wird es schwierig, Firmen für den Weiterbau zu
mobilisieren. In einem internen Bericht der Flughafengesellschaft aus
dem vierten Quartal 2013, der dem RBB vorliegt, wurde das Thema
Firmenmobilisierung als Top-Risiko höchsten Ranges bewertet. Es sei
„sehr wahrscheinlich“, dass Probleme mit den Firmen zu einer
Verzögerung von mehr als 6 Monaten führen, heißt es da. Das Thema
rangiert in dieser Risikobewertung noch vor den technischen Problemen
mit Entrauchung und Verkabelung.
Zeitgleich liegt die Flughafengesellschaft mit zahlreichen Firmen
im Streit wegen knapp 2000 nicht bezahlter Nachtragsforderungen. In
der Summe geht es laut den internen Unterlagen um mehr als 400
Millionen Euro für nachträglich erbrachte oder geänderte Leistungen.
Da die Mehrheit der Aufträge am BER an Firmen in der Region vergeben
wurden, dürfte es sich zu großen Teilen um Unternehmen aus Berlin und
Brandenburg handeln. Sie beklagen eine schleppende Bearbeitung ihrer
Forderungen und immer wieder wechselnde Ansprechpartner bei der
Flughafengesellschaft. Viele Unternehmen warten bereits länger als
ein Jahr auf Geld.
Der Berliner Rechtsanwalt Ralf Leinemann, der viele BER-Baufirmen
vertritt, erklärt gegenüber dem RBB, dass die Verhandlungen mit der
Flughafengesellschaft sehr zäh seien und dies Auswirkungen auf die
Motivation der Bauunternehmen habe.
Der verkehrspolitische Sprecher der CDU Brandenburg, Rainer
Genilke, sagte dem RBB, man müsse natürlich alle Forderungen
gründlich prüfen, aber eine Prüfungsfrist von über 12 Monaten sei
nicht akzeptabel. Das sei definitiv ein K.O.-Kriterium für die dort
arbeitenden Unternehmen.
Nach RBB Informationen plant die Flughafengesellschaft von
vornherein, nur etwa die Hälfte der geforderten Gelder auszuzahlen.
Diese Berechnungen werden in dem Papier mit Erfahrungswerten und mit
teilweise fehlenden Nachweisen in den Nachtragsunterlagen begründet.
Ob die Flughafengesellschaft bei den offenen Nachträgen im
Kostenrahmen bleibt, ist unklar. Trotz Nachfrage bei der
Flughafengesellschaft erhielt der RBB dazu keine Information.
Der Vorsitzenden des BER-Untersuchungsausschusses im Berliner
Abgeordnetenhaus, Martin Delius (Piraten), sieht Auswirkungen für das
Zeit- und Kostenmanagement und geht davon aus, dass der neue
Hautstadtflughafen auch 2015 nicht fertig wird.
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