Jährlich überschwemmen Millionen neue Spiele den Gaming-Market und bieten innovative Gaming-Erlebnisse an. Doch die Flut an neuen Games hindert nicht daran, dass Nostalgiker sich nach den guten alten Zeiten sehnen, in der einfache Spielstrukturen und Pixelgrafik für den Spielspaß sorgten. Da Spiele der ersten Generationen ihren ganz eigenen Charme besitzen, hat sich im Verlauf der Zeit eine Retro-Bewegung innerhalb der Gamer-Szene gebildet. Hier werden alte Spiele kultiviert, mit der starken Motivation, diese an die zukünftigen Generationen weiterzugeben.

Nostalgie mit neuerster Technologie
Retro-Gaming ist das Spielen und Sammeln von älteren Computer- und Videospielen. Viele Spiele, die vor dem Umbruch durch leistungsfähigere Grafikchips und Konsolen zur Mitte der 90er Jahre veröffentlicht wurden, fallen unter diese Kategorie. Das wachsende Interesse für das Retro-Gaming lässt sich einfach erklären: Viele ältere Gamer sind während den Anfängen der Computerspielentwicklung zwischen den 1970ern und 1990ern aufgewachsen. Folglich waren die damaligen Spiele prägend für diese Generation, weshalb sie bis heute für die Erhaltung dieser kämpfen. Des Weiteren sind Casual und Mobile Games voll im Trend. Einfach strukturierte Adventure-, Jump ’n’ Run- und Puzzlespiele werden gerne als Download oder online auf dem Smartphone gespielt. Klassiker aus den Anfängen der Gaming-Ära sind oft diesen Genres zuzuordnen.
Deshalb stehen die ersten Versionen von Snake und Tetris sowie ihre zahlreichen Neuauflagen als mobile App im Google Play Store für Retro-Interessierte zur Verfügung. Weiterhin haben Spielautomaten als Urgesteine der Gaming-Industrie sich dem Fortschritt der Technologie angepasst. Heute werden diese in digitaler Form auf Casino-Seiten wie PokerStars Vegas in zahlreichen Varianten und Thematiken angeboten, von Mythologie und Feiertagen bis hin zu den Klassikern mit Pixelgrafik sowie Früchten und Siebenen. Dabei waren sie die ersten Geräte der Geschichte, die Spiel und Maschine miteinander vereinten, als die Brüder Adolphe und Arthur Caille bereits im 19. Jahrhundert den ersten Slot namens Black Cat erfanden. Daraus entwickelten sich in den 70ern die ersten Arcade-Spiele, welche bis in die 90er Jahre die Gaming-Industrie dominierten. Später übernahmen zwar Computer- und Konsolenspiele den Thron, doch Slots blieben weiterhin ein wichtiger Bestandteil der Branche. Aus der Jump’n’Run-Kategorie wird Super Mario seit 2016 für iOS und Android veröffentlicht und genießt große Beliebtheit unter Nostalgikern. Kein Wunder, denn die erste Version aus dem Jahr 1985 führte viele Menschen in die Gaming-Welt ein und fungiert heute als Meilenstein der Gaming-Geschichte. Die Nachfolgespiele gingen dabei millionenfach über die Theken, was Super Mario zu den erfolgreichsten Spielreihen überhaupt macht. Das Retro-Gaming beruht aber nicht nur auf der Anpassung der Klassiker an die moderne Technologie, sondern besitzt weitere Strategien, die zur Erhaltung der alten Spiele beitragen.

Ziele und Strategien der Retro-Bewegung
Eine weitere Methode der Retro-Bewegung zur Wahrung der Klassiker ist die Bemühung um die freie Zugänglichkeit. Denn viele alte Spiele werden nach einer Weile zur Abandonware, d. h. die Hersteller vertreiben ihre Spiele nicht mehr oder bieten keine technische Unterstützung zum Spielen dieser an. Die Retro-Szene unterstützt bei solchen Fällen die Veröffentlichung der Spiele als Freeware oder als Open-Source-Software.
Ein interessanter Aspekt des Retro-Gamings ist zudem die Wiederbelebung von alten Computerspieltiteln durch Crowdfunding. Hierbei wird die Finanzierung eines Retro-Projekts über eine Vielzahl von Gamern übernommen. Auf der Plattform Kickstarter wurden unter anderem Wasteland 2 als Remake von Wasteland sowie Leisure Suit Larry: Reloaded als Remake von Leisure von Suit Larry in the Land of the Lounge Lizards durch die Schwarmfinanzierung neuveröffentlicht.
Letztendlich werden klassische Spiele auch als ein Teil der Geschichte sowie als Kunstform wahrgenommen und weltweit in Museen ausgestellt. In Deutschland gibt es bereits vier Museen, die sich ausschließlich der Gaming-Industrie widmen: das BINARIUM in Dortmund, das Computerspielemuseum in Berlin, das Oldenburger Computer-Museum und das Haus der Computerspiele in Leipzig. Letzteres organisiert zwei der größten Veranstaltungen rund um Retro-Gaming in Deutschland: die Retro-Sonderschau auf der Gamescom in Köln und die Lange Nacht der Computerspiele in Leipzig.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Hauptziele der Retro-Bewegung die Erhaltung der Klassiker sowie deren freie Zugänglichkeit in der breiten Öffentlichkeit sind. Dafür werden die alten Spiele der neuen technologischen Begebenheiten angepasst, als freie Ware im Internet zur Verfügung gestellt, neuveröffentlicht oder im großen Stil als Teil der Geschichte in Technologie-Museen und -Events ausgestellt. Somit werden nicht nur die nostalgischen Sentiments der älteren Generationen befriedigt, sondern auch modernen Gamern die Retro-Spiele vorgestellt. Ob Alt oder Jung, wer also Lust auf einfache Spielstrukturen und Pixelgrafik hat, wird schnell im Internet oder in Ausstellungsstätten für Spiele fündig werden.