Rheinische Post: Kommentar: Ethik-Codex für Musik

Es fängt damit an, dass dieser Preis ein großes
Missverständnis ist. Zu lange und zu oft wurde nämlich geglaubt, dass
der Echo tatsächlich irgendeine fundierte, unabhängige Auszeichnung
ist. Dabei geht es allein um Verkaufszahlen; die anschließende
Juryempfehlung ist bloß das Feigenblättchen einer Veranstaltung der
Musikindustrie für die Musikindustrie. Wo der Markt regiert, ist es
um die Moral oft nicht gut bestellt. Und so werden Rapper nominiert,
die mit antisemitischen Parolen ihre fiesen Spielchen treiben –
vielleicht aus Naivität, vielleicht aus kalkulierter Provokation, die
sich auszahlt. Jetzt geht es jedenfalls weiter mit viel Erregung, mit
Rücktritten von Preisträgern, Austritten von Funktionären. Das ganze
Empörungsarsenal wird aufgeboten, während das Geschäft mit Musikern
brummt, deren Liedtexte gegen Schwule, gegen Juden und
frauenfeindlich sind. Der Einfluss dieser Musiker auf das Empfinden
junger Menschen ist enorm – zumal ihre Zeilen mühelos Verbreitung
finden. Ein Ethik-Codex der Musikindustrie wäre darum hilfreich und
das richtige Echo auf diesen Ungeist.

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